Was sich für Katholiken mit "Summorum pontificum" ändert

Beim Pfarrer melden, beim Bischof, in Rom

Muss der katholische Gläubige beim Besuch der Sonntagsmessen bald ein lateinisches Wörterbuch aus dem Keller holen? Nein. Auch nach dem Apostolischen Schreiben "Summorum pontificum", mit dem Papst Benedikt XVI. am Samstag die so genannte alte Messe in Erinnerung rufend stärkte, wird in den meisten der rund 12.800 Pfarreien und Seelsorgsbezirken in Deutschland der Priester die Messtexte auf Deutsch sprechen, die Gemeinde wird auf Deutsch antworten, auf Deutsch singen. Und in aller Regel empfangen die Gläubigen die Kommunion mit der Hand.

 (DR)

Klar ist: Sollte es in Pfarreien nur eine einzige Sonntagsmesse geben, muss sie auf jeden Fall in der modernen Liturgie stattzufinden. Katholiken werden also in den Gemeinden die ihnen vertraute Messfeier auf jeden Fall erleben. Das gilt auch, wenn es mehrere Gottesdienste gibt. Allerdings wird es - hier oder da
- künftig häufiger unter dem gleichen Dach ein weiteres Angebot, die alte lateinische Messe, geben.

Gläubige, die, neugierig geworden, bei der alten Messe in tridentinischen Form hineinschnuppern wollen, werden in ihrem vertrauten Gebetbuch keine Hilfe finden. Das "Gotteslob", das in allen deutschen Diözesen üblich ist, führt die zentralen priesterlichen Gebete, darunter die verschiedenen Fassungen des zentralen Hochgebetes mit der Wandlung der Gaben, zwar in deutscher Sprache auf. Lateinische Texte finden sich indes nur bei einigen Wechselgesängen zwischen Priester und Gemeinde.
Ähnliches gilt für das kleine Schott-Messbuch, das gelegentlich noch in katholischen Haushalten zu finden ist.

Für Katholiken, die die Messe in vorkonziliarer Form erleben wollen, ändert sich deutlich mehr. Schon heute finden sie entsprechende Angebote vor. Ob in "Maria Hilf" in der Kölner Südstadt, ob in der Sankt-Anna-Damenstiftskirche in der Münchner City oder in "Sankt Afra" in Berlin-Wedding: Gottesdienste nach dem Missale von 1962 gibt es regelmäßig an einer Reihe von Orten.
Aber künftig können die Gläubigen - bei ihrem Pfarrer, bei ihrem Bischof oder letztlich auch in Rom - solche Feiern auch in ihrer eigenen Gemeinde anregen.

Die Ortsbischöfe haben für entsprechende Angebote zu sorgen. Das kann in unterschiedlicher Form geschehen. In den Großstädten mag sich das auf eine oder mehrere Kirchen konzentrieren. Eher ländliche Diözesen wie Münster wollen beispielsweise in jedem Kreisdekanat für ein solches Angebot sorgen.

Wenn eine Gruppe von Gläubigen in einer Gemeinde dauerhaft die tridentinische Messe feiern will, wird sie mit dem Apostolischen Schreiben gestärkt. Denn darin liegt eine der wichtigsten Konsequenzen von "Summorum pontificum": Sollte der Pfarrer dieser Gruppe nicht helfen oder - sei es aus sprachlichen oder zeitlichen Gründen - nicht helfen können, "hat sie den Diözesanbischof davon in Kenntnis zu setzen". Sollte dieser wiederum nicht für ein entsprechendes Angebot sorgen können, darf sich die Gruppe nun auch offiziell bei der Päpstlichen Kommission "Ecclesia Dei" melden, die dem Bischof "Rat und Hilfe" geben soll.

Der einzelne Gläubige, der die Messe sonntags in gewohnter Form mitfeiert, wird Auswirkungen der neuen päpstlichen Initiative also nicht unbedingt erleben. Aber in jeder Diözese wird der Ortsbischof nach der römischen Vorgabe mit seinen Priestern überlegen müssen, wie sie für ein Angebot tridentinischer Messen sorgen können. Unklar ist bislang noch, ob es für katholische Gläubige künftig erlaubt sein wird, auch Gottesdienste der von Rom nicht anerkannten Piusbruderschaft zu besuchen.