80 Prozent Arbeitslosigkeit im Kosovo - die Statusfrage muss geklärt werden

UN sucht nach Lösung für den Kosovo?

Wie geht es mit dem Kosovo weiter? Seit Jahren wird die Unabhängigkeit des Landes diskutiert. Die USA und einige europäische Länder hatten letzte Woche eine neue Resolution im UN-Sicherheitsrat eingebracht, die nach einer Frist von 120 Tagen die eingeschränkte Unabhängigkeit des Kosovo vorsieht, zum Unmut Russlands und Serbiens.

 (DR)

Die USA und Europa stellen sich damit auf die Seite der albanisch-stämmigen Bevölkerung, die eine Unabhängigkeit anstrebt, wie sie vom UN-Vermittler Martti Ahtisaari vorgeschlagen wurde.

Auf der anderen Seite steht der serbische Präsident Boris Tadic. Er ist gegen die Unabhängigkeit; sie würde das ganze Land destabilisieren, befürchtet er. Tadic wird von Russland unterstützt. Putin hat den neuen UN-Resolutionsentwurf westlicher Regierungen über den künftigen Status der serbischen Provinz Kosovo daher als inakzeptabel abgelehnt.

In dem Entwurf der USA und europäischer Staaten werden zunächst weitere Gespräche zwischen Serben und Albanern über den Status des Kosovo angemahnt. Sollten diese Verhandlungen innerhalb von 120 Tagen erneut zu keinem Ergebnis führen, würde automatisch der Ahtisaari-Vorschlag in Kraft treten. Dieser sieht eine Unabhängigkeit des Kosovo unter Aufsicht der Europäischen Union (EU) vor, was Serbien und Russland ablehnen.

Nervosität nimmt zu
Der Kommandeur der KFOR-Schutztruppe, Generalleutnant Roland Kather, mahnt eine rasche Entscheidung über den künftigen Status des Kosovo an. Zwar sei die Lage in der serbischen Provinz derzeit absolut ruhig, sagte Kather am Montag im Deutschlandradio Kultur. Dennoch sei zu spüren, dass die Nervosität im Kosovo zunehme.

Eine Entscheidung, der von allen Seiten zugestimmt würde, wäre laut Kather auch für die Arbeit der Schutztruppe ein Durchbruch. "Würde es aber dazu kommen, dass wir eine wie auch immer geartete Unabhängigkeit bekämen, der vorab weder die Serben noch vor allem die Russen zugestimmt haben, dann würde das unsere Arbeit sicherlich nicht vereinfachen, sondern ganz im Gegenteil", warnte er.

Die Veränderungen im Kosovo seit 1999 bezeichnete Kather als "Quantensprung". Nach dem Krieg sei die Provinz praktisch zerstört gewesen. Die NATO habe damals gegen Hungerskatastrophen ankämpfen und die Menschen durch den kalten Winter bringen müssen. Heute habe man es dagegen "äußerlich mit einem ganz normalen südeuropäischen Landstrich zu tun". Auch die Einstellung zur Gewalt habe sich geändert. Mehr als 90 Prozent der Menschen "haben die Nase von Gewalt gestrichen voll".


Jesuitenpater fordert Perspektiven für die Menschen
Der Jesuit Walter Happel ist Leiter eines Schulprojekts in Prizren. Er sieht die Entwicklung skeptisch: „Ich denke, dass bei den über einjährigen Verhandlungen, in denen sich nichts an Bewegung gezeigt hat, auch in Zukunft nicht damit zu rechnen ist, dass sich etwas bewegen wird. Man wird die Wirklichkeit ins Auge fassen müssen: Es muss eine Entscheidung her, die notwendigerweise nicht alle Seiten zufrieden stellen kann."

Es sei gefährlich, eine Lösung des Problems noch lange hinauszuschieben, meint Pater Happel: „Die Lage der Bevölkerung ist schlimm und traurig: Wir haben eine Arbeitslosigkeit zwischen 75 und 80 Prozent je nach dem Maßstab, den man anlegt. Die Statusfrage ist seit 1999 ungeklärt. Die Menschen sehen keine Perspektive, und solange der Statut nicht entschieden ist, wird sich hier auch wirtschaftlich nichts tun."

Die internationale Politik versage wieder einmal kläglich: „Die EU äußert sich an der Oberfläche mit ihren Kompromissformeln einheitlich, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass die EU innerlich zerstritten ist und keineswegs voll hinter dem Ahtisaari-Plan steht. Und auf dem Klavier spielt Putin, der versucht, die EU zu spalten und dann kommt man wieder auf die herrliche Idee , weitere 30, 60, 90 oder 180 Tage aufzuschieben, aber dadurch gewinnen wir überhaupt nichts, außer dass hier im Kosovo die Sommerferien vorbei gehen, die Hitze zurückgeht, es wieder Winter wird und kalt. Aber der Unmut in der Bevölkerung wird steigen!"
Mit Pater Happel sprachen unsere Kollegen von Radio Vatikan.