Simbabwe vor dem Kollaps

4500 Prozent Inflation

"Mit meinem Lohn kann ich meine Familie nicht mehr durchbringen. Das Geld reicht gerade aus, um Essen zu kaufen und den Transport zur Schule zu zahlen", sagt Glyn Gulo (Name geändert) frustriert. Der 35-Jährige ist Lehrer für Physik und Mathematik an einem Gymnasium in Bulawayo, Simbabwes zweitgrößter Stadt. Den Lebensunterhalt für sich und seine Eltern kann er nur mit Nachhilfeunterricht und Schwarzmarkthandel aufbringen.

 (DR)

"Ohne Gesetze zu brechen, kann in Simbabwe niemand mehr überleben", klagt Gulo. Die Inflation, die bei über 4.500 Prozent liegt, hat im ehemaligen Rhodesien die Kaufkraft der Löhne ausgehöhlt. Vor einem Monat hatte der Lehrer noch 700.000 Simbabwe-Dollar verdient, was 8,5 Euro entsprach. Erst nach einem Streik hob die Regierung die Löhne auf 4,2 Millionen Simbabwe-Dollar an - im Juni verdient Gulo damit umgerechnet 52 Euro. Doch wegen der galoppierenden Inflation wird sein Einkommen im Juli umgerechnet nur noch 20 Euro betragen - die Preise in Simbabwe verdoppeln sich derzeit alle 15 bis 20 Tage.

Noch im Dezember 2006 war ein Brot für 300 Simbabwe-Dollar zu haben. In diesem Juni kostet es bereits 17.000 Simbabwe-Dollar. Der Preis für zehn Kilo Maismehl lag im Januar bei 3.000 Simbabwe Dollar, jetzt müssen dafür 150.000 Simbabwe-Dollar bezahlt werden.

Um die Kaufkraft seines Lohnes zu erhalten, wechselt Gulo sein Gehalt am Zahltag in südafrikanische Rand um. "Früher habe ich den Lohn in US-amerikanische Dollar gewechselt, aber die sind inzwischen zu teuer", erläutert er. Das zusätzliche Einkommen, das sich Gulo auf dem Schwarzmarkt verschafft, stammt aus dem Schmuggel von Gold nach Südafrika und von den Erlösen aus dem Verkauf von Zucker, Seife und Öl, die er im Nachbarland einkauft.