EKD-Rat befasst sich erneut mit "Bibel in gerechter Sprache"

"Die Ewige" erneut auf dem Prüfstand

Die umstrittene "Bibel in gerechter Sprache" wird erneut den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschäftigen. Bei der Ratssitzung in Berlin an diesem Freitag ist ein Gespräch mit dem Herausgeberkreis der "gerechten Bibel" geplant. Bereits Ende März hatte der Rat der EKD die neue Bibelübersetzung kritisiert. Die "Bibel in gerechter Sprache" eigne sich generell nicht für die Verwendung im Gottesdienst.

 (DR)

ie Lutherbibel bleibe der maßgebliche Bibeltext der evangelischen Kirche für Gottesdienst, Unterricht und Seelsorge, erklärte der Rat. Wie andere Übersetzungen könne die "Bibel in gerechter Sprache" jedoch die Lutherbibel ergänzen und die Heilige Schrift einer breiteren Hörer- und Leserschaft erschließen.

Für jede Übersetzung sei die Treue zum Ausgangstext das entscheidende Kriterium, so das Leitungsgremium. Die Bibel sei nach reformatorischem Verständnis kritisches Gegenüber und Korrektiv allen kirchlichen Handelns und theologischen Redens. Allerdings könne sie diese Funktion nur erfüllen, "wenn ihr Inhalt und ihre Aussageabsicht durch eine Übersetzung sachgemäß und unverfälscht zur Sprache gebracht werden", heißt es in der EKD-Stellungnahme.

Die von den Übersetzern angelegten Gerechtigkeitskriterien hätten den Charakter vorgefasster Meinungen, die in den Text hineingetragen würden: "Dem Verständnis des biblischen Textes wird auf diese Weise gerade nicht gedient", so die Kritiker.

Die "Bibel in gerechter Sprache" war im vergangenen Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt worden. Mehr als 50 Theologen arbeiteten fünf Jahre lang an der 2.400 Seiten umfassenden Übersetzung, die besonderen Wert auf Geschlechtergerechtigkeit, Ergebnisse des christlich-jüdischen Dialogs und soziale Gerechtigkeit legt. Bisher wurden nahezu 70.000 Exemplare der "gerechten" Bibel verkauft, die unter anderem von der nordelbischen Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter und dem hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker unterstützt wird.

Beim Kirchentag Anfang Juni hatte Steinacker mit scharfen Worten die Häme kritisiert, mit der die Übersetzung verrissen werde. Der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Christoph Kähler, verteidigte in Köln dagegen die Empfehlung der EKD an die Gemeinden, die "gerechte" Bibel nicht im Gottesdienst zu verwenden. Einen Gebrauch der neuen Übersetzung auch im Gottesdienst befürwortete indessen der theologische Beirat der nordelbischen Kirchenleitung.

Auffälliges Merkmal der neuen Übertragung ist, dass darin "Herr" ersetzt wird durch Begriffe wie "die Ewige" oder "Ich-bin-da". Dadurch werde die Entwicklung einer persönlichen Beziehung zwischen Gott und den Menschen erschwert, kritisierte der Rat der EKD.

Zuvor schon hatten sich die lutherischen Bischöfe von der neuen Bibelübersetzung distanziert. Für den Gebrauch im Gottesdienst sei die "Bibel in gerechter Sprache" ungeeignet, erklärte die Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Die neue Übertragung sei von keinem kirchlichen Gremium autorisiert und müsse im Zusammenhang mit anderen Versuchen der Übersetzung der Bibel geprüft und beurteilt werden.