Studien zu Religion und Politik in den USA überraschen

Konservativ, patriotisch, religiös

Religion und Politik - wie in kaum einem anderen westlichen Land spielt die christliche Gesinnung der Entscheidungsträger eine Rolle wie in den USA. Das belegt eine aktuelle Umfrage wieder eindrucksvoll. Die Untersuchung einer deutschen Wissenschaftlerin dagegen überrascht: Ist die Politik des aktuellen US-Präsidenten doch nicht so christlich motiviert, wie gemeinhin angenommen?

 (DR)

US-Präsident kein christlicher Eiferer
Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung der Universität Bonn widerlegt das Klischee von US-Präsident George W. Bush als christlichem Eiferer. Die Analyse von 50 Radioansprachen des Präsidenten zum Irakkrieg in den Jahren 2002 bis 2004 zeige, dass Bush Begriffe wie "Gott", "beten" und "glauben" nur selten verwende, erklärte die Universität Bonn am Montag. Das Bild, Bush betreibe den Irakkrieg als eine Art privaten Kreuzzug, lasse sich nicht aufrecht erhalten.

In ihrer Magisterarbeit am anglistischen und amerikanistischen Institut stellt Lisanna Görtz den Angaben nach fest, dass Bush im Untersuchungszeitraum das Wort "God" in seinen wöchentlichen Reden zum Irakkrieg nur acht Mal verwendete - davon sieben Mal zu wichtigen Feiertagen wie Ostern, Weihnachten, Thanksgiving (Erntedank) oder dem Unabhängigkeitstag. Ähnlich verhalte es sich mit den Begriffen "pray" (beten) und "believe" (glauben), hieß es.

Viel stärker als auf christliche Motive berufe sich der US-Präsident in seinen Reden auf die Verteidigung von Freiheit und Demokratie, hieß es weiter. Dies sei aber nicht typisch für Bush, sondern eine übliche Rhetorik von US-Politikern. "Bush ist konservativ, Bush ist patriotisch, Bush ist religiös", lautet das Fazit. In seinen Radioansprachen äußere sich das aber nicht mehr als in Reden anderer Politiker in Nordamerika auch.

US-Bürger: Präsident muss "religiös" sein
Unterdessen hat eine aktuelle Umfrage ergeben, dass 60 Prozent der US-Amerikaner der Ansicht sind, Präsidentschaftskandidaten müssten "religiös" sein, um gewählt zu werden. Etwa ein Viertel der Befragten erklärte, beim Wählen die Kirchenzugehörigkeit der Kandidaten in Betracht zu ziehen, heißt es in der am Freitag (Ortszeit) veröffentlichten Umfrage der katholischen "Sacred Heart Universität" in Fairfied im US-Bundesstaat Connecticut. Dass ihr persönlicher Glaube ihre politischen Ansichten leite, gab etwa die Hälfte an.

An der Umfrage beteiligten sich 958 US-Bürger. In den USA ist noch nie ein Atheist Präsident geworden. Von den 535 Männern und Frauen in Senat und Repräsentantenhaus ist einer ein erklärter Atheist.

Bei einer Meinungsumfrage des Instituts Gallup hatten in dieser Woche 66 Prozent der Republikaner, 57 Prozent der Demokraten und 48 Prozent der unabhängigen Wähler erklärt, Religion sei für sie "sehr wichtig." Rund zwei Drittel der befragten Republikaner sagten, Gott habe den Menschen vor ungefähr zehntausend Jahren in seiner gegenwärtigen Form erschaffen. Das naturwissenschaftliche Konzept der Evolution sei abzulehnen. Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten Sam Brownback, Mike Huckabee und Tom Tancredo hatten vor kurzem bei einer Debatte angegeben, sie glaubten nicht an Evolution.