Papst klagt Medien an und fordert mehr Kultur-Einsatz

Zwei Begegnungen und eine Reise

Am Freitag hat Papst Benedikt XVI. den Massenmedien vorgehalten, systematisch die traditionellen Werte von Ehe und Familie anzugreifen. - Bei einer anderen Veranstaltung forderte er, die Katholische Kirche müsse sich noch stärker als bisher für kulturelle Entwicklung einsetzen. - Am Sonntag steht seine siebte inneritalienische Reise an.

 (DR)

Papst sieht systematische Angriffe auf Ehe und Familie
Papst Benedikt XVI. hat den Massenmedien vorgehalten, systematisch die traditionellen Werte von Ehe und Familie anzugreifen. Verantwortlich für die derzeitige Krise von Ehe und Familie sowie für sinkende Geburtsraten seien zugleich wirtschaftliche Gründe, sagte er am Freitag vor Bischöfen aus der Slowakei im Vatikan. Junge Paare seien deshalb immer öfter dazu gezwungen, eine Heirat hinauszuschieben.

Die Slowakei sei nach dem Zusammenbruch des Ostblocks heute ganz besonders dem Prozess der Säkularisierung ausgesetzt, sagte der Papst weiter. Seitdem das Land aus dem "Tunnel der Verfolgung" heraustrat, sei die katholische Tradition den im Westen verbreiteten Strömungen wie Konsumdenken, Hedonismus, Laizismus und Relativismus ausgesetzt.

Die katholische Kirche habe aber die Aufgabe, durch eine Erneuerung und Vertiefung des christlichen Glaubens, durch eine gründliche Priesterausbildung und Jugenderziehung die religiösen Werte lebendig zu erhalten, mahnte Benedikt XVI.

"Kirche soll sich stärker für Kultur einsetzen"
Die Katholische Kirche muss sich nach Worten des Papstes noch stärker als bisher für kulturelle Entwicklung und für den Dialog zwischen Kirche und Welt einsetzen. Angesichts des Globalisierungsprozesses gelte es, in der Kultur auf die "humane und spirituelle Qualität der Botschaften und Inhalte" zu setzen, sagte Benedikt XVI. bei einem Empfang des Päpstlichen Kulturrates. Der Rat, dem seit 1988 der französische Kurienkardinal Paul Poupard vorsteht, beging Ende Mai sein 25-jähriges Bestehen.

Seit der Gründung des Beratungsgremiums durch Johannes Paul II. habe die Vernetzung der Welt auch dank der Medien und dichterer sozialer Beziehungen zugenommen, sagte Benedikt XVI. Dieser Globalisierungsprozess müsse von einer "wachsamen Unterscheidung" begleitet werden. Anderenfalls drohe die Entwicklung sich gegen den Menschen zu kehren und ihn zu verarmen. Aufgabe des Kulturrates sei es, Impulse für die Begegnung des Evangeliums mit der Vielfalt der Kulturen in aller Welt zu geben, betonte der Papst. Dabei müsse die Kirche den Dialog über alle Grenzen der Kulturen und Religionen hinweg fördern.

Kirche untrennbar mit Kulturgeschichte verbunden
Die Kirchengeschichte sei untrennbar mit der Kultur- und Kunstgeschichte verbunden, hob Benedikt XVI. hervor. Als Beispiele nannte er die "Summa theologica" des Thomas von Aquin, die "Göttliche Komödie" von Dante, die Kathedrale von Chartres, die Sixtinische Kapelle und die Kantaten Johann Sebastian Bachs.

Solche Werke stellten eine "unvergleichliche Synthese zwischen christlichem Glauben und menschlichen Ausdrucksformen" dar. Zugleich verglich das Kirchenoberhaupt die Begegnung von Glaube und Kultur im täglichen Leben aller Christen mit einem "verborgenen Kunstwerk".

Johannes Paul II. hatte den Päpstlichen Rat für die Kultur mit Erlass vom 20. Mai 1982 gegründet. Grundlage waren die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über zeitgenössisches Kulturengagement der Kirche in der Konstitution "Gaudium et spes" (Freude und Hoffnung). Der Rat ist vor allem für den Dialog mit nichtreligiösen Kulturbereichen zuständig. Darüber hinaus koordiniert er die Aktivitäten der Päpstlichen Akademien.

Papst reist nach Assisi
Am Sonntag besucht Benedikt XVI. die Franziskus-Stadt Assisi. Anlass der eintägigen Reise in die mittelitalienische Kleinstadt sind die 800-Jahr-Feiern zur Bekehrung des Ordensgründers und Patrons von Italien. Dabei wird der Papst an wichtigen Stätten aus dem Leben des Friedensapostels beten. Es handelt sich um die siebte inneritalienische Reise von Benedikt XVI. Am 21. und 22. April hatte er das Grab des heiligen Kirchenlehrers Augustinus in Pavia besucht; für den 2. September steht eine Fahrt zum Marienheiligtum von Loreto auf dem Programm.

Während seines zehnstündigen Aufenthalts in Assisi will der Papst eine Messe vor der Franziskus-Basilika feiern und mit Vertretern von rund 60 franziskanischen Ordensgemeinschaften zusammentreffen. Weiter sind als privat bezeichnete Besuche in der ersten Niederlassung des Heiligen und seiner Gefährten, am Ort seiner Bekehrung, am Grab des Franziskus und in seiner Sterbekapelle geplant. Vor der Rückreise in den Vatikan am Sonntagabend ist eine Begegnung mit Jugendlichen vorgesehen.

Assisi machte in den vergangenen zwei Jahrzehnten vor allem durch interreligiöse Friedenstreffen von sich reden. Johannes Paul II. lud 1986 christliche Führer sowie Leiter zahlreicher anderer Religionen in die umbrische Stadt ein, um für den Weltfrieden zu beten. Auf dem Höhepunkt der Balkankriege rief er 1993 erneut Christen und Muslime hierher zusammen. Unter dem Eindruck der Spannungen nach dem 11. September 2001 versammelten sich 2002 Vertreter der Weltreligionen zum Gebet in Assisi.