Hunderte Gegner und Befürworter gehen auf die Straße

Moschee-Demonstration in Köln

Von Zwischenfällen und einem massiven Polizeiaufgebot begleitet sind am Samstag Befürworter und Gegner des geplanten Baus einer Moschee in Köln auf die Straße gegangen. Während die rechte Organisation "Pro Köln" gegen den Moschee-Bau im Stadtteil Ehrenfeld protestierte, unterstützten die Teilnehmer einer vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) organisierten Gegendemonstration das Vorhaben.

 (DR)

"Moschee als Symbol der Islamisierung"
Begleitet wurden die Demonstrationen von einem Großaufgebot der Polizei. Sie hatte nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Beamte im Einsatz. Bis zum frühen Nachmittag seien 23 Personen festgenommen worden. 130 rechten Moschee-Gegnern sei wegen rassistischer Äußerungen die Teilnahme an der Demonstration verboten worden.

Bei der Demonstration von "Pro Köln", an der nach Polizeiangaben rund 200 Personen teilnahmen, wandten sich die Redner gegen den von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) geplanten Bau. Köln wolle keine orientalische Super-Moschee, erklärte der "Pro Köln"-Vorsitzende Markus Beisicht. "Wir sagen Nein zu Multi-Kulti und wir werden weiter Druck erzeugen." Ein Mitglied der Anwohner-Initiative gegen den Bau bezeichnete die Moschee als Symbol der Islamisierung. In deutsche Städte gehörten keine islamischen Gotteshäuser.

FPÖ-Chef in Köln
Hauptredner der Moschee-kritischen Veranstaltung war der Vorsitzende der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Heinz-Christian Strache. Er warf dem Islam vor, ein totalitäres Gesellschaftssystem zu vertreten. Deshalb müsse der "Multi-Kulti-Irrweg" in Europa beendet werden, so Strache.

Wörtlich meinte er: "Wir wollen in Köln auch in Zukunft die Dom-Glocken und nicht den Muezzin hören." Vor der Kundgebung waren die Moschee-Gegner in einem Schweigemarsch durch Ehrenfeld gelaufen. Begleitet wurden sie von teilweise wütenden Protesten der Anwohner und linksautonomer Gruppen, die immer wieder versuchten, den Demonstrationszug zu stoppen.

"Rechte schüren diffuse Ängste"
Auf der vom DGB zeitgleich organisierten Gegenveranstaltung, an der nach Korrespondentenangaben deutlich weniger als die angemeldeten 2.000 Personen teilnahmen, forderte der Kölner Gewerkschaftschef Wolfgang Uellenberg ein respektvolles Miteinander der Religionen. "Wir freuen uns, wenn die Moschee endlich steht", so Uellenberg. Die Demonstration solle verhindern, dass den Gegnern der Moschee das Feld überlassen werde. Die Kölner SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün betonte das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Religionen in Köln. "Die Rechten schüren diffuse Ängste, weil ihnen die Themen fehlen", so Akgün.

Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD) betonte, dass sich der Stadtrat eindeutig für die Moschee ausgesprochen habe. Sie wolle, dass die Muslime in Köln endlich ein Zuhause finden. Ditib-Generalsekretär Mehmet Yildirim rief dazu auf, ein Zeichen gegen das Erstarken des Rechtsradikalismus zu setzen. "Köln ist immer eine Stadt der Toleranz gewesen, und so soll es auch bleiben", meinte er und bezeichnete es als selbstverständlich, dass dort, wo Muslime lebten, auch Moscheen gebaut würden. Der Bau des islamischen Gotteshauses könne eine Bereicherung für die gesamte Gesellschaft sein.

Um die Moschee in Ehrenfeld gibt es seit Wochen eine heftige Auseinandersetzung. Das Gebäude soll nach den derzeitigen Plänen Platz für 2.000 Gläubige bieten. Der Entwurf sieht einen 34 Meter hohen Kuppelbau mit zwei 55 Meter hohen Minaretten vor. Bauherr der Moschee ist Ditib, der Dachverband von bundesweit 870 Moschee-Vereinen. Geplant wurde die Moschee vom bekannten Kölner Architekten und Kirchenbaumeister Paul Böhm.