Immer mehr Menschen benötigen Lebensmittelspenden

Deutschland, ein Sozialalbtraum

Erschreckender Einblick ins Innenleben der scheinbaren deutschen Wohlstandsgesellschaft: Immer mehr Menschen sind auf günstige Lebensmittelspenden angewiesen. Nach eigenen Angaben versorgte der Bundesverband Deutsche Tafel im vergangenen Jahr etwa 700.000 Bedürftige - fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Und auch "Kinder-Tafeln" sind keine Ausnahme mehr.

 (DR)

Bundesweites Treffen lokaler Tafeln in Dortmund
Im vergangenen Jahr seien etwa 700.000 Menschen in Deutschland durch eine der rund 700 so genannten Tafeln mit Lebensmitteln versorgt worden, erklärte der Verband am Freitag in Dortmund. Das seien 40 Prozent mehr als noch im Jahr 2004. Die Zahlen wurden anlässlich des bis Samstag dauernden Jahrestreffens der deutschen Tafeln bekannt gegeben. Fast ein Viertel der Tafel-Kunden sind Kinder und Jugendliche. Die Menge der verteilten Lebensmittel belief sich im Jahr 2006 auf 120.000 Tonnen.

Die seit 1993 bestehenden Tafeln sammeln qualitativ einwandfreie Lebensmittel und verteilen sie gegen einen symbolischen Betrag an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen. Dabei handelt es sich etwa um Frischprodukte, die vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr verkauft werden können und von Händlern, Lebensmittelketten oder Gastronomiebetrieben gespendet werden.

Ein großer Teil der Berechtigten, die einen "Tafelausweis" erhalten, gehört zur Gruppe der Hartz-IV-Empfänger. Die Zahlen einer bundesweiten Umfrage unter den lokalen Tafeln belegten, dass die Armut in Deutschland durch die Hartz-IV-Gesetzgebung gewachsen sei, erklärte Vera Schäfer. Die Betriebswirtin berät den Vorstand des Dachverbandes ehrenamtlich und organisierte die "Tafel-Umfrage 2007".

Erste "Kinder-Tafeln"
Inzwischen engagieren sich 32.000 Menschen zum größten Teil ehrenamtlich bei den Tafeln. Bis auf zwei seien alle 83 Großstädte in Deutschland Tafel-Standorte, besonders viele Neugründungen habe es in den letzten Jahren in kleineren Städten gegeben, hieß es. Wegen der großen Zahl armer Kinder seine bereits die ersten "Kinder-Tafeln" entstanden.

In Dortmund, wo die Tafel pro Woche annähernd 20.000 bedürftige Personen mit Lebensmitteln erreicht, seien neben Kinder-Tafeln auch Kochkurse für Mütter und Kinder geplant. Damit solle das durch Fast-Food verkümmerte Verhältnis zu normalen, selbst zubereiteten Lebensmitteln gestärkt werden.