Streit um Bau der Kölner Moschee - Giordano wirft Islam Entwürdigung der Frau vor

Köln-Ehrenfeld nur Mittel zum Zweck?

Der Streit um den Bau der Kölner Zentralmoschee offenbart immer mehr grundsätzlichen Dissens über die Bewertung des Islam. Nach Ansicht des Kölner Schriftstellers Ralph Giordano verletzt dieser die Würde der muslimischen Frau. "Die Wahrheit ist, dass die Geschichte des Islam eine einzige instituierte Entwürdigung der Frau ist", sagte Giordano den "Stuttgarter Nachrichten". Kölns Rechte applaudieren, Muslime reagieren verärgert und die Mehrheit der Bürger verwirrt.

 (DR)

Zuvor hatte Giordano durch Kopftuch oder Burka verhüllte Frauen als "menschliche Pinguine" bezeichnet. "Dieser Ausdruck richtet sich nicht gegen die muslimische Frau, sondern gegen die, die sie durch Totalverhüllung in einen menschlichen Pinguin verwandeln", sagte Giordano. Seine wiederholten islamkritischen Äußerungen bescheren dem Schriftsteller unerwünschten Applaus aus der rechten Szene - gegen den er sich verwehrt.

Morddrohungen
Der Schriftsteller und Regisseur hat nach eigenen Aussage wegen seiner Kritik am geplanten Bau einer Großmoschee in Köln Morddrohungen erhalten. "Wo sind wir denn, dass mir in Deutschland mit der Fatwa gedroht wird?", fragte er. Der Islam stehe auf dem Prüfstand der Geschichte.

Der Bau der Moschee wäre ein falsches Signal, weil er eine gelungene Integration vortäusche, sagte Giordano. Tatsächlich stehe Deutschland aber vor dem Scherbenhaufen einer total verfehlten Einwanderung. Die Bundesrepublik habe sich jahrzehntelang geweigert, sich als Einwanderungsland zu bekennen. Es gebe keine Regularien und Gesetze, die die Zuwanderung kontrolliert hätten.

So seien Millionen Zuwanderer nach Deutschland gekommen, sagte Giordano. Dies hätten die Deutschen mit einer humanitär-weltverbesserischen Attitüde hingenommen - mit dem Ergebnis, dass ein großer Teil der Zuwanderer weder willens noch fähig sei, sich zu integrieren. "Seither prallen zwei grundverschiedene Kulturen aufeinander, und es ist die entscheidende Frage, ob diese beiden Kulturen miteinander verträglich sind", sagte Giordano. Es gebe Kräfte, die in Parallelgesellschaften Dinge tun, die in direktem Gegensatz zum Grundgesetz stünden.

Rechtsextreme Proteste gegen Moscheenbau
Tumultartige Szenen hatten sich am Dienstagabend in Köln bei einer Anhörung zu den Bauplänen für die geplante zentrale Moschee im Stadtteil Ehrenfeld abgespielt. Architekt Paul Böhm stellte vor gut 600 Bürgern in aufgeheizter Atmosphäre seine Änderungspläne vor. Unter lauten Protestrufen von Moscheegegnern nannte er als wichtigsten Unterschied zum ersten Entwurf, dass der Gebetsraum transparenter werden solle.

Während der anschließenden Fragerunde unterbrach Bezirksvorsteher Josef Wirges die Versammlung zwischenzeitlich, um Vertreter der rechtsextremen Organisation "Pro Köln" von Sicherheitskräften aus dem Raum führen zu lassen. Sie hatten mit Buhrufen gestört und ihn als "Nazi" beschimpft. Bei den Fragen ging es um den Sinn von Minaretten, Misserfolge der Integrationspolitik und Verkehrsstörungen durch den zu erwartenden Andrang beim Freitagsgebet. Die Stadt hatte hier bereits Nachbesserungsbedarf angemeldet. Die Zahl der Wortmeldungen von Befürwortern und Gegnern der Moschee hielten sich die Waage.

Baudezernent Bernd Streitberger betonte, dass die Baupläne noch nicht "zementiert" seien, sondern Änderungsvorschläge der Bürger bedacht würden. Architekt Böhm wies den Vorwurf zurück, es handele sich bei dem Bau um eine Machtdemonstration von Muslimen. "Wir haben hart mit dem Bauherrn gerungen, um ein modernes, international da stehendes Bauwerk zu schaffen." Zugleich solle sichtbar werden, dass es sich um ein muslimisches Gebetshaus handele.

Platz für 2.000 Gläubige
Der neue Entwurf sieht einen 34 Meter hohen Kuppelbau mit zwei 55 Meter hohen Minaretten vor; die umliegenden Bauten sind zwischen 45 bis 78 Meter hoch. Der Gebetsraum weist wesentlich mehr Fenster auf als zunächst geplant. Wie im ursprünglichen Entwurf vorgesehen sollen darin 2.000 Gläubige Platz haben.

Die Bürofläche des Bauherrn, der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), wurde von 16.000 auf 20.000 Quadratmeter erhöht. Darin sollen mehr Räume für Verwaltung, Dienstleistungen und Gewerbe unterkommen. Die Bürger können noch bis 8. Juni bei Wirges Anregungen und Einwände schriftlich einreichen. Der Entwurf der Bebauungsplanänderung wird im Herbst für vier Wochen ausliegen. Anschließend entscheidet der Rat.