Welthungerhilfe stellt ihre Jahresbilanz in Berlin vor

Helfer leben gefährlich

Für Entwicklungshelfer wird die Arbeit immer gefährlicher. Alleine in den vergangenen acht Jahren kamen weltweit 434 Helfer ums Leben. Bei der Vorstellung ihrer Jahresbilanz erinnerte die Welthungerhilfe auch an das Schicksal der beiden in diesem Jahr in Afghanistan gestorbenen Mitarbeiter. Und kritisierte dabei deutlich die G8-Staaten.

 (DR)

Nicht instrumentalisieren lassen
Schlagzeilen machte auch im März der Tod eines Deutschen im afghanischen Saripul, am 30. April starb ein weiterer Mitarbeiter der Organisation in Kunduz. Dort fand auch der Anschlag auf die deutschen Soldaten statt.

Die Deutsche Welthungerhilfe sieht wachsende Gefahren für Hilfsorganisationen in Krisengebieten. Die Zahl gewaltsamer Angriffe, darunter auch Morde, Entführungen und Attentate auf Helfer, habe sich zwischen 1997 und 2005 verdreifacht, sagte Generalsekretär Hans-Joachim Preuß am Dienstag in Berlin. Insgesamt habe es in diesem Zeitraum 408 Zwischenfälle gegeben, von denen 941 Menschen betroffen waren. 434 Helfer bezahlten ihren Einsatz den Angaben zufolge mit dem Leben.

Neben einer Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen sind nach den Worten von Preuß "Unabhängigkeit, Unparteilichkeit und Neutralität" der wichtigste Schutz für die Arbeit von Hilfsorganisationen. "Wir fordern daher von allen Interventionsstaaten in bewaffneten Konflikten, Hilfsorganisationen nicht als Teil einer wie auch immer gearteten Strategie zu instrumentalisieren", sagte er. Seit März sind zwei Mitarbeiter der Welthungerhilfe in Afghanistan ermordet worden.

NGO`s im Fadenkreuz regierungsfeindlicher Gruppen
Als Reaktion auf die Anschläge ändert die Welthungerhilfe in Afghanistan ihre Arbeitsweise. "Der Zentralstaat ist in den ländlichen Regionen nicht präsent", erläutert der Generalsekretär der Welthungerhilfe. Der Grund seien starke regionale Herrscher und schwache staatliche Institutionen vor Ort, deren technische und administrativen Kapazitäten nicht ausreichen. Dazu käme eine weit verbreitete Korruption.

Dies führe dazu, so Preuß, dass Nichtregierungsorganisationen zunehmend mit Aufgaben betraut werden, die in die Verantwortung des Zentralstaats fallen. Die Ergebnisse würden von der afghanischen Regierung als ihre Errungenschaft dargestellt. Preuß: "Das bringt die Nichtregierungsorganisationen ins Fadenkreuz regierungsfeindlicher Gruppen."

G8 müssen ihre Zusagen für Afrika einhalten
Auf der Jahreskonferens der Welthungerhilfe in Berlin übte die Vorsitzende der Hilfsorganisation, Ingeborg Schäuble, auch deutliche Kritik an den G-8-Staaten. Ihre Agenda für Afrika greife zu kurz und setze falsche Schwerpunkte, sagte sie. Die Entwicklungspolitik vernachlässige den ländlichen Raum, obgleich drei Viertel der Armen dort lebten. Von den führenden Industriestaaten verlangte sie, ihre Hilfszusagen vom G-8-Gipfel
2005 in Gleneagles einzuhalten.

Die acht führenden Industriestaaten hatten vor zwei Jahren eine Verdoppelung der Hilfe für Afrika um 25 Milliarden Dollar jährlich bis 2010 versprochen. Davon sei bislang noch nichts zu sehen, kritisierte Schäuble. Stattdessen seien die Mittel der reichen Länder für Entwicklungshilfe im vergangenen Jahr um fünf Prozent gesunken.

Die Deutsche Welthungerhilfe hat 2006 rund 34,7 Millionen Euro Spenden erhalten, Ein grossteil der Gelder floss in den Sudan. Der Trend langsam steigender Spenden setze sich fort, so die Vorsitzende.