Massenübertritt zum Buddhismus in Indien

Bis zu 100.000 Konvertiten?

In Indien sind am Pfingstsonntag tausende kastenlose Dalits, Nomaden und Angehörige verschiedener ethnischer Stämme in Mumbai (Bombay) zum Buddhismus übergetreten. Das berichtete am Montag die Zeitung "The Hindu". Über die genaue Zahl der Konvertiten gibt es unterschiedliche Angaben. Schätzungen reichen von 2.000 bis 100.000. Die Zeremonie auf dem Gelände der Mahalaxmi-Rennbahn gilt jedoch schon jetzt als größte Massenbekehrung in der indischen Geschichte.

 (DR)

Die Menschen wollten mit ihrem Religionswechsel den diskriminierenden Auswirkungen des hinduistischen Kastensystems entkommen und ein Leben in Würde führen, hieß es. "Zumindest wollen wir von nun an als Menschen behandelt werden", sagte Arun Khote von der Nationalen Kampagne für Menschenrechte der Dalits.

Der Buddhismus kennt keine sozialen Kasten. Rund ein Sechstel von einer Milliarde Inder gehört zu den Dalits, die in verschiedenen Landesteilen noch immer als "Unberührbare" gelten und aus dem Kastensystem Indiens ausgeschlossenen sind. In einigen indischen Bundesstaaten, vor allem in den von der hindunationalistischen Indischen Volkspartei (BJP) regierten, sind Glaubenswechsel verboten.

Laxman Mane, ein prominenter Dalit-Schriftsteller, erklärte in Mumbai, da die Stammesangehörigen keine Anhänger des Hinduismus sind, könne man auch nicht von "Abwerbung" aus der in Indien am weitesten verbreiteten Religion sprechen. Etwas über 80 Prozent der Bevölkerung sind Hindus, 13,4 Prozent Muslime, 2,3 Prozent Christen, 1,8 Prozent Sikhs und 0,7 Prozent Buddhisten. Dazu kommen die Minderheiten der Jains, Parsen und Juden.

Am 27. Mai vor 50 Jahren war der 1956 gestorbene prominente Dalit-Führer Babasaheb Bhimrao Ambedkar aus Protest gegen das Kastensystem zum Buddhismus übergetreten. Er hatte auch maßgeblich an Indiens Verfassung mitgewirkt.