Olympiapfarrer ruft Dopingsünder zur Aufklärungsarbeit auf

"Befreiungsschlag und Neuanfang"

Der katholische Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt hat Dopingsünder aufgerufen, Jugendliche über das Problem aufzuklären. "Ich setze große Hoffnungen in die geständigen Sportler, dass sie ihre Erfahrungen in die Präventionsarbeit einbringen", sagte der Sportbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag dem domradio in Köln. Der Bamberger Erzbischof und begeisterte Jogger Ludwig Schick zeigte sich enttäuscht, dass einige Sportler zu unfairen Mitteln gegriffen hätten. Er wertete deren Geständnisse aber als positiv.

 (DR)

Schütt bekundete die Überzeugung, dass nicht nur im Spitzensport gedopt werde. "Wenn man in die Berufswelt oder den Breitensport schaut, wird deutlich, wie viele nur noch mit Anabolika und anderen Substanzen Leistung erbringen oder eine Fassade aufbauen." Für den Radsport erwartet der Sportpfarrer einen Befreiungsschlag und Neuanfang. Ein Abgleich der nationalen und internationalen Anti-Doping-Gesetze reiche aber nicht aus. Nötig seien intensivere Kontrollen und verstärkte Präventivmaßnahmen in der Nachwuchsarbeit.

Warnung vor Pauschalurteilen
Schick sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Ich halte es für gut, dass das Doping jetzt zugegeben wird." Jedes Geständnis könne reinigend wirken. Zugleich warnte er vor Pauschalurteilen. Dies sei unchristlich und ungerechtfertigt. "Es gibt tausende Sportler, die auf ehrliche Weise ihr Bestes geben", betonte der Erzbischof. Allerdings sei der Spitzensport durch die starke Kommerzialisierung besonders durch Doping gefährdet. Überall, wo zu viel Geld im Spiel sei, werde oft zu unfairen Mitteln gegriffen.

Mit Rolf Aldag und Erik Zabel hatten am Donnerstag zwei weitere ehemalige Fahrer des Bonner Telekom-Rennstalls zugegeben, gedopt zu haben. Zabel sagte unter Tränen: "Ich habe gedopt, weil es ging". Der 36-Jährige fährt seit seinem Abschied von T-Mobile für das Team Milram.