Gedenken an die in Afghanistan getöten deutschen Soldaten

Gestorben für den Frieden

Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Angehörige und Politiker Abschied von den drei in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten genommen. An der Feier am Flughafen Köln-Wahn nahm auch Verteidigungsminister Jung teil. Die Leichen der Soldaten waren am frühen Abend mit einer Luftwaffen-Maschine nach Köln gebracht worden. Sie waren am Samstag bei einem Selbstmordanschlag im nordafghanischen Kundus ums Leben gekommen.

 (DR)

Jung würdigte in einer Traueransprache die Verdienste der
Soldaten: "Sie haben durch ihren Dienst zum Frieden in der Welt beigetragen." Die Soldaten seien bei ihrem ehrenvollen Einsatz für die Stabilisierung Afghanistans ums Leben gekommen. "Worte vermögen nur unzureichend Trost zu spenden", sagte Jung an die Adresse der Angehörigen. Die Bundeswehr habe bitter erfahren müssen, dass der friedenstiftende Einsatz in dem Land am Hindukusch mit Gefahren für Leib und Leben verbunden sei. "Die Bundeswehr trauert um diese Kameraden", so Jung. Der Minister kündigte an, die afghanische Regierung bei der Aufklärung des Attentats zu unterstützen: "Wir werden den afghanischen Behörden dabei helfen, die Drahtzieher dieses feigen Anschlags zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen."

Zu Beginn der Trauerfeier hatten die Angehörigen kurz an den aufgebahrten Särgen verweilt. Der katholische Militärdekan Reinhard Schnettker sprach während der Zeremonie ein Gebet. Zum Abschluss spielte das Musikkorps der Bundeswehr die Nationalhymne.

Trauer auch im Bundestag
Vier Tage nach dem Selbstmordanschlag hatte am Nachmittag auch das Bundeskabinett bei einer Schweigeminute der getöteten Bundeswehrsoldaten gedacht. Vor ihren Kabinettskollegen würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch den Beitrag der Soldaten in der Krisenregion als "unverzichtbar", wie Sprecher Ulrich Wilhelm sagte. Am Dienstagabend gab es erneut einen Anschlag gegen die Bundeswehr. Das Feldlager im nordafghanischen Faisabad wurde laut Verteidigungsministerium um 23.15 Uhr Ortszeit mit drei Raketen beschossen. Verletzt wurde niemand.

Die Maschine mit den Toten wird am Abend auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Wahn erwartet. An der anschließenden ökumenischen Trauerfeier sollen auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, teilnehmen. Nach Außenminister Frank-Walter Steinmeier will laut "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) nun auch Jung zum Truppenbesuch nach Afghanistan reisen.

Merkel hob im Kabinett die Leistungen der Bundeswehrsoldaten sowie der zivilen Helfer in Afghanistan hervor. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Landes und hätten den Rückhalt der gesamten Bundesregierung, betonte sie und fügte hinzu, der hinterhältige Anschlag habe alle Menschen in Deutschland mit Entsetzen erfüllt.

Für Jungs Truppenbesuch steht noch kein konkreter Termin fest, wie das "Handelsblatt" unter Berufung aus Regierungskreise berichtet. Jung sorge sich vor allem darum, dass die zunehmende Zahl an zivilen Opfern die Lage in Afghanistan weiter destabilisieren könnte, erfuhr das Blatt aus der Spitze des Ministeriums. Ein Sprecher wollte aus Sicherheitsgründen keine Angaben zu einer möglichen Reise machen.

Der Verteidigungsminister lobte die "erheblichen Fortschritte", die in Afghanistan erreicht worden seien. Im Norden des Landes seien 650 zivile Aufbauprojekte angetrieben worden. Zudem habe Deutschland bereits 35 000 afghanische Polizei- und Sicherheitskräfte ausgebildet. Neben dem zivilen Wiederaufbau sei aber auch die Terrorismusbekämpfung weiter notwendig. "Wir brauchen auch die 'Operation Enduring Freedom' (OEF)", betonte er.

Auch SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte, der Afghanistan-Einsatz sei nach wie vor notwendig. Deutschland müsse sich darauf einrichten, das Land nicht so schnell wieder verlassen zu können wie ursprünglich erwartet. Er rechne daher mit einer Verlängerung der Mandate für die ISAF-Truppe, OEF und die "Tornados".

Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, wirft der Politik hingegen "Versagen" vor. Es sei in Afghanistan weder gelungen, ein Justizsystem aufzubauen noch die staatliche Gewalt im ganzen Land durchzusetzen. Insbesondere fehle es an einer Gesamtkonzeption zur Bekämpfung des Drogenhandels. Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, warf dem Westen vor, die Hilfe für das Land nicht im angekündigten Umfang zu gewähren.

Bei dem schwersten Anschlag seit knapp vier Jahren gegen die Bundeswehr in Afghanistan waren am Samstag neben den deutschen Soldaten auch fünf afghanische Zivilisten getötet worden. Zwei schwer verletzte Bundeswehrsoldaten befinden sich auf dem Weg der Besserung. Nach Angaben eines Sprechers des Bundeswehrzentralkrankenhauses in Koblenz besteht keine Lebensgefahr mehr.