Giordano erneuert islamkritische Äußerungen

"Unheilige Allianz zwischen Islamisten und Rechtsradikalen"

Der Schriftsteller Ralph Giordano hat seine islamkritischen Äußerungen im Zusammenhang mit dem Bau einer zentralen Moschee in Köln erneuert. Zugleich verwahrte sich Giordano am Dienstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp gegen Vorwürfe, sich mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber der geplanten Moschee an die Seite rechtsradikaler Kräfte zu stellen.

 (DR)

"Diese Behauptung ist absurd, das Gegenteil ist der Fall", sagte Giordano. Es gebe vielmehr "eine unheilige Allianz" radikaler muslimischer Kreise in Deutschland, die gemeinsam mit deutschen Rechtsextremisten antisemitische Propaganda verbreiteten und jüdische Menschen bedrohten oder sogar angriffen.

Giordano warf der Politik vor, sie "ignoriere den Willen der Bevölkerung, die mehrheitlich gegen den Bau der Moschee ist". Es sei erschreckend, dass sich viele Menschen nicht trauten, dies öffentlich zu zeigen, "weil sie entweder Angst haben, in die rechtsextreme Ecke gestellt oder von Muslimen bedroht zu werden". Dies sei "eine höchst gefährliche Situation", warnte der Publizist.

Das Zentrum für Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen räumte ein, dass die Sorgen Giordanos um islamistisch motivierten Antisemitismus auch in Deutschland zwar berechtigt seien. Zudem seien Giordanos Verdienste um eine tolerante deutsche Gesellschaft nicht hoch genug einzuschätzen, "und zwar in der Vergangenheit weit über die Bekämpfung des Antisemitismus hinaus", sagte Sprecher Dirk Halm. "Wenn er aber nun das Recht auf Religionsfreiheit vom Mehrheitswillen der deutschen Bevölkerung abhängig machen will und sich sogar Protest gegen dieses Recht wünscht, stellt er, offenbar aus Islamangst, seine eigenen und die Prinzipien des Rechtsstaats in Frage", so Halm.

Das Interview im Wortlaut
ddp: Herr Giordano, man wirft Ihnen vor, sich mit Ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Bau einer zentralen Moschee an die Seite von Rechtsextremisten, namentlich der Initiative "Pro Köln" zu stellen.

Giordano: Diese Behauptung ist absurd, das Gegenteil ist der Fall.  "Pro Köln" hat versucht, nachdem das Streitgespräch veröffentlicht worden war, mich vor ihren politischen Karren zu spannen. Was soll mich als Holocaust-Überlebender mit diesen Leuten verbinden? Diese Leute, die lokale Variante des zeitgenössischen Nationalsozialismus, würden mich, wenn sie könnten wie sie wollen, in die Gaskammer stecken. Das habe ich öffentlich so gesagt und daraufhin hat "Pro Köln" Strafanzeige gegen mich gestellt.

ddp: Ihr Streitgespräch mit Bekir Alboga, dem Dialogbeauftragten der türkisch-islamischen Union Ditib, hat auch deswegen für Widerspruch gesorgt, weil Sie Burka-tragende Frauen als "menschliche Pinguine" bezeichnet haben. Halten Sie diese Formulierung aufrecht?

Giordano: Selbstverständlich richtet sich dieses Wort nicht gegen die Würde der Frau, sondern gegen diejenigen, die dafür sorgen, dass eine Frau von Kopf bis Fuß verschleiert ist. Als wenn die Geschichte des Islam bis zur Stunde nicht eine einzige institutionisierte Entwürdigung der Frau wäre! Die Empörung dagegen empfinde ich als Gipfel der Heuchelei.

ddp: Dennoch hat Ihre deutliche Positionierung offenbar manche Menschen irritiert.
Giordano: Ja, weil sie überfällig war. Ich habe in dem Gespräch mit Alboga an den Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) und die Stadträte appelliert, die Baugenehmigung zurückzuziehen. Denn eine Großmoschee wäre ein falsches Signal, weil sie eine vermeintlich gelungene Integration der Muslime vorspiegeln würde. Die Integration ist aber gescheitert.

ddp: Wie äußert sich das?

Giordano: Die Bürger begegnen im Alltag mit Muslimen massiven Problemen, die in der öffentlichen politischen Debatte keine Rolle spielen. Aggressive Jugendliche etwa, die als Banden andere Altersgenossen bedrohen oder ausrauben. Junge Frauen in Migrantenfamilien werden von Familienmitgliedern vergewaltigt oder ermordet, um die angebliche Familienehre wiederherzustellen. Da sind tiefe kulturelle Gräben, auch weil es bislang keine Integrationspolitik gegeben hat, welche die Spielregeln für Zuwanderer festlegt. Ich klage die Politiker an, dass sie diese Dinge, die zu großem Zorn in der Bevölkerung führen, immer noch ausblenden.

ddp: Es gibt aber seit ein paar Monaten eine Islamkonferenz, auf der diese Probleme thematisiert werden.
Giordano: Das wird nicht viel bringen, wenn es so weitergeht wie bisher. Ich denunziere die muslimische Minderheit in Deutschland nicht, wenn ich davor warne, dass es darin Kräfte gibt, die den liberalen Rahmen und die Toleranz der westlichen Verfassung nutzen, um ihre totalitären Vorstellungen von Staat und Gesellschaft durchzusetzen. Diese Menschen wollen die liberalen Spielregeln und die rechtsstaatliche Verfasstheit unterminieren.  
Ich warne vor Kräften die sich schlichten kulturellen Standards des Westens verweigern wie Sport, Schwimmen, Sexualkundeunterricht, Koedukation, Klassenfahrten. Standards, für die Jahrhunderte gekämpft worden ist. Es gibt sehr wohl Kräfte, die einen streng Scharia-orientierten Islam lehren, strikteste Geschlechtertrennung fordern - und das alles im Zeichen antiwestlicher Indoktrination. Nur davor habe ich gewarnt und vor diesem Hintergrund den Bau einer zentralen Großmoschee in Köln und anderswo zu einem total verfehlten Projekt erklärt.

ddp: Es gibt auch säkulare Muslime in Deutschland.
Giordano: Mein Appell richtet sich nicht gegen die Masse der Muslime, sondern gegen die Kräfte in unserem Land, die ausdrücklich keine Integration wollen und eine schleichende Islamisierung wünschen. Und gegen diese Leute sollte schärfer vorgegangen werden als bisher. Es gibt zur friedlichen Integration keine Alternative, aber wo sie nicht stattfindet, muss man das auch ansprechen. Ich finde es erschreckend, dass sich viele Menschen nicht trauen, dies öffentlich zu zeigen, weil sie Angst haben, entweder in die rechtsextreme Ecke gestellt oder von Muslimen bedroht zu werden. Der Schuldkomplex aus der Nazi-Zeit wirkt da bis heute nach.

ddp: Sind Sie von Muslimen bedroht worden?
Giordano: Ich habe bereits eindeutig von Muslimen telefonisch Morddrohungen erhalten. Als Jude in Deutschland habe ich zwar Erfahrungen damit. Aber der Hass-Duktus, den ich mir anhören musste, hat mich schon geschockt. Zumal es eine unheilige Allianz radikaler muslimischer Kreise in Deutschland gibt, die gemeinsam mit deutschen Rechtsextremisten ihre antisemitische Propaganda verbreiten und sich dabei moderner Kommunikationstechniken bedienen.