Die Situation für Christen im Irak sehr schwierig

Entführter Priester im Irak freigelassen

Ein vor zwei Wochen im Irak entführter katholischer Priester ist wieder frei. Der 33-jährige chaldäische Pfarrer Hani Abdel Ahad sei sehr erschöpft, aber in guter Verfassung und sein nicht misshandelt worden, berichtete der römische Pressedienst Asianews am Montag unter Berufung auf irakische Kirchenkreise.
Die Entführer hätten von Patriarch Emmanuel III. Delly ein hohes Lösegeld verlangt. Über die Umstände der Freilassung gab es zunächst keine Angaben.

 (DR)

Ahad war am 6. Juni gemeinsam mit fünf jungen Christen in Bagdad verschleppt worden. Diese kamen schon am Tag darauf wieder auf freien Fuß. Nach Angaben des Pressedienstes gab es in der irakischen Hauptstadt bislang acht Entführungsfälle von Priestern der mit Rom verbundenen chaldäischen Kirche. Motive für die Verbrechen seien die Erpressung von Lösegeld und die Einschüchterung der Christen. Drei Tage vor der Entführung Ahads hatten Unbekannte im nordirakischen Mossul einen Priester zusammen mit drei Mitarbeitern erschossen.

Hohe Lösegeldforderungen
Die Entführer eines katholischen Priesters im Irak hatten sich mit Lösegeldforderungen an die Kirche gewandt. "Wir stehen im Kontakt mit den Entführern, die uns die Unversehrheit von Nawzat Hanna bei Zahlung einer hohen Summe garantiert haben", sagte der chaldäisch-katholische Weihbischof von Bagdad, Schlemon Warduni, am Dienstag nach der Entführung dem römischen Pressedienst asianews.

Damit trat er Gerüchten über eine bereits erfolgte Freilassung entgegen. Der Gemeindepfarrer aus Bagdad war am Wochenende verschleppt worden. Christliche Kreise der Hauptstadt stellten die Entführung in einen Zusammenhang mit dem jüngsten öffentlichen Protest des Patriarchen Emmanuel III. Delly gegen die Verfolgung von Christen im Irak durch Islamisten.

Schutzgeld und Beschlagnahmungen
Die Situation für Christen im Irak wird immer schwieriger. Mitglieder einer Gruppierung, die sich "Islamischer Staat im Irak" nennt, schlugen laut einem Bericht Plakate an, auf denen alle Frauen, auch die Christinnen, dazu aufgerufen werden, den islamischen Schleier zu tragen. In Flugblättern würden Christen darauf aufmerksam gemacht, dass sie die von der alten islamischen Ordnung vorgesehene Sondersteuer der christlichen "Schutzbefohlenen" an die islamische Obrigkeit zu zahlen hätten. Danach gingen die Islamisten von Haus zu Haus, um in den Wohnungen der Christen "Beschlagnahmungen" durchzuführen.

Asianews zufolge griffen weder die US-Truppen noch die irakische Polizei ein. Viele Christen wagten nicht mehr, zu Hause zu übernachten, und suchten Schutz in den Kirchen, die noch offen sind. Zuletzt waren die Ruinen der Georgskirche, ein Gotteshaus der Apostolischen Kirche des Ostens, von Unbekannten niedergebrannt worden; das Kreuz der Kirche ist verschwunden. Die Georgskirche gehörte zu jenen fünf christlichen Gotteshäusern, die im Oktober 2004 einer Anschlagserie zum Opfer fielen.