Amtsantritt: Herzlicher Empfang Sarkozys durch Merkel

Umarmung statt Handkuss

An Herzlichkeit soll es im deutsch-französischen Verhältnis auch künftig nicht fehlen. Bundeskanzlerin Angela Merkel empfing den neuen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy am Mittwoch im Kanzleramt ebenso mit demonstrativ offenen Armen, wie dessen Vorgänger Jacques Chirac 13 Tage zuvor bei dessen Verabschiedung. Es folgte eine Umarmung, kurz darauf fasste Sarkozy der Gastgeberin kumpelhaft um die Schulter. Nur der Handkuss fehlte.

 (DR)

"Heiliges Wunder"
Auch verbal nutzten Merkel und Sarkozy die Gelegenheit für freundschaftliche Bande. Bei einem kurzen Presseauftritt nach der militärischen Begrüßung bezeichnete die Kanzlerin die deutsch-französische Freundschaft als "Wunder", Sarkozy nannte sie "heilig".

Beim anschließenden Abendessen konnten Merkel und Sarkozy auf weitere Höflichkeitsbekundungen verzichten. Beide kennen sich schon lange. Merkel ist schließlich auch Vorsitzende der CDU, Sarkozy stand bis vor wenigen Tagen der Partnerpartei UMP vor. Dass sie sofort zur Tagesordnung übergehen wollten, machten Merkel und Sarkozy sofort deutlich. "Wir werden heute schon arbeiten", hob die Kanzlerin hervor. Ihr Gast mahnte Eile an, insbesondere, um die EU aus ihrer Lähmung zu führen.

Sarkozy wirbt für einen vereinfachten Verfassungsvertrag
Merkel bleiben nur wenige Wochen, um unter deutscher EU Ratspräsidentschaft den festgefahrenen europäischen Verfassungsprozess wieder in Gang zu bringen. Franzosen und Niederländer hatten die Verfassung in Referenden gestoppt. Sarkozy warb im Wahlkampf für einen vereinfachten Verfassungsvertrag, der vom französischen Parlament verabschiedet wird. Merkel betonte am Mittwoch, sie hoffe, schon beim EU Gipfel im Juni einen Schritt voranzukommen. Sarkozy seinerseits bekundete, er habe diesbezüglich großes Vertrauen in Merkel.

Der französische Gast mahnte aber auch bei der industriellen Zusammenarbeit Eile an und nannte hierbei insbesondere den europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS. In der Industriepolitik verfolgt Frankreich stets in starkem Maße nationale Interessen. Daran dürfte sich nichts ändern. Dass die industrielle Zusammenarbeit leichter werde, darauf sollte sich die deutsche Seite "besser nicht einstellen", sagte der CDU-Außenexperte Eckart von Klaeden (CDU) im Nachrichtensender n-tv.

Es wird erwartet, dass Sarkozy in den nächsten Tagen sein Kabinett vorstellen wird, das mit 15 Ministern nur etwa halb so groß sein soll wie bisher. Sarkozy hatte sich am 6. Mai bei der Stichwahl um das Präsidentenamt gegen die Sozialistin Ségolène Royal durchgesetzt. Vorgänger Jacques Chirac hatte Merkel am 3. Mai zuletzt im Kanzleramt getroffen. Es war Chiracs letzte offizielle Reise ins Ausland.