Bischof wünscht sich Staatspräsident als Kirchenwürdenträger

Erinnerung an vergangene Zeiten

Seit gut einer Woche im Amt hat Frankreichs neuer Staatspräsident Nicolas Sarkozy nun Post eines hohen Geistlichen erhalten. Bischof Jean-Michel di Falco hat das katholische Staatsoberhaupt eingeladen, eine alte Tradition wiederzubeleben: Sarkozy könnte Chorherr in seinem Bistum werden. Wie zuletzt Charles de Gaulle.

 (DR)

Seit der Französischen Revolution nicht mehr Bischofssitz
Bischof Jean-Michel di Falco hat den gewählten Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy zur Annahme seines Amtes als Chorherr im südfranzösischen Embrun aufgerufen. Mit der Wahl sei Sarkozy automatisch Proto-Kanonikus der Kathedrale im Hochalpen-Departement geworden, erinnerte di Falco in einem Brief an Sarkozy, wie das Bistum Gap mitteilte. Allerdings werde die Würde nur wirksam, wenn der Amtsinhaber persönlich in Embrun vorstellig werde.

Zwar sei Embrun seit der Französischen Revolution nicht mehr Bischofssitz. Dennoch hätten mehrere französische Staatschefs auch seither die Kathedrale besucht, um die Chorherren-Würde entgegenzunehmen. Der letzte Präsidenten-Besuch in Embrun reicht allerdings schon einige Jahre zurück: Nach Charles de Gaulle trat keiner der französischen Staatschefs mehr das Amt an, das mit einer Medaille als einziger Entlohnung dotiert ist.

Bischof di Falco erklärte, ein Besuch Sarkozys in Embrun wäre ein Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen in der grenznahen und abgeschiedenen Region. Embrun war im Mittelalter Sitz eines Erzbischofs. Die Kathedrale wurde Ziel einer großen Wallfahrt, die ihre hohe Zeit im 13. bis 15. Jahrhundert hatte. Die französischen Könige erhielten die Chorherrenwürde als Dank für die Embrun gewährten Rechte. Die Verfassung von 1958 sieht vor, dass der Staatschef die Rechte und Privilegien seiner Vorgänger genießt. Daraus leitet sich auch die Ehrung in Embrun ab.