Europatreffen: 8.000 Christen kommen zusammen

Gelebte Ökumene wirkt anziehend

Die Stuttgarter haben nicht übersehen können, dass Tausende von Christen in ihre Stadt gekommen sind. Immer wieder sind in den Straßen kleine Grüppchen von Ordensmännern und -frauen in ihren Trachten zu sehen. Sie sind zum großen Treffen "Miteinander für Europa" von christlichen Bewegungen aus ganz Europa am Samstag nach Baden-Württemberg gekommen.

 (DR)

Zweites Treffen nach 2004
8.000 Teilnehmer haben sich in der Schleyerhalle zum Auftakt mit Klatschen und Stampfen zu flotter christlicher Musik auf das Großereignis eingestimmt.

Zum zweiten Mal nach 2004 wollten die Mitglieder von rund 250 christlichen Gemeinschaften einen ökumenischen Impuls für ein vereintes Europa geben. Den mangelnden Mut zum christlichen Bekenntnis vermisst Schwester Anna-Maria aus der Wiesche von der evangelischen Christusbruderschaft Selbitz ohnehin in Europa.

Kasper: Europa fehlt Schwung, Elan und Hoffnung
Und der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper aus Rom hat den Teilnehmern vermutlich aus der Seele gesprochen, als er sagte, dass es in Europa an Schwung, Elan und Hoffnung fehle. Ein vereintes Europa brauche eine Seele, sagte der katholische Theologe. Dazu könnten die geistlichen Bewegungen mit ihrer Spiritualität beitragen.

Diese Spiritualität hat auch den katholischen Pater Ernst Zender (81) nach Stuttgart geführt. Der ehemalige Afrikamissionar der Weißen Väter, der jetzt im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen als Altenheimseelsorger tätig ist, will sich mit anderen Christen austauschen. Das Mitglied der katholischen Fokolar-Bewegung sucht Kontakt zu evangelischen Gemeinschaften, um gemeinsam für das religiöse Leben zu werben.

Basisbewegung stößt auch bei Kirchen auf Interesse
Diese ökumenische Basisbewegung stößt auch bei den großen Kirchen auf Interesse. Der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July findet es beeindruckend, dass Menschen unterschiedlicher Frömmigkeit zusammengekommen sind. Selbst Gespräche zwischen konservativen katholischen und evangelischen Gruppen seien da plötzlich möglich.

Der badische Landesbischof Ulrich Fischer verfolgt aufmerksam die Beiträge auf dem Podium. Dort sprechen neben Kasper auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, und Italiens Regierungschef Romano Prodi. Baden-Württembergs Europaminister Willi Stächele (CDU) hält das große ökumenische Bündnis wichtig für die europäische Wertegemeinschaft.

Trotzdem hat die Bewegung etwas an Schwungkraft eingebüßt. Die große Aufbruchstimmung vom ersten Treffen ließ sich nicht wiederholen.
Jetzt müsse die Initiative an der Basis greifen, heißt es. Zaghafte Ansätze seien da, wie eine Aktion für die Stärkung von Ehen und Familien in München. Erstmals sind in diesem Jahr neben Katholiken, Protestanten und Mitgliedern von Freikirchen auch orthodoxe und anglikanische Gruppen dabei.