Kurienkardinal Kasper warnt vor Blauäugigkeit gegenüber Islam

"Konfliktpotential nicht unterschätzen"

Vor Blauäugigkeit gegenüber dem Islam warnt Kurienkardinal Walter Kasper. Auch wenn man den Islam vom fanatischen Islamismus unterscheide, dürfe man nicht aus einem naiven Harmoniestreben das Konfliktpotenzial unterschätzen, sagte der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen am Freitagabend in Stuttgart.

 (DR)

Kasper: Ambivalente Einstellung des Islam zur Gewalt
Der Kardinal wies auf eine "ambivalente Einstellung" des Islam zur Gewalt hin. Der Islam sei nicht nur eine andere Religion: "Er ist auch eine andere Kultur, die bislang den Anschluss an unsere moderne westliche Kultur, zu der auch die Gleichstellung von Mann und Frau gehört, nicht geschafft hat."

Dies könne, "wenn es denn gewollt wird", nicht in wenigen Jahren oder Jahrzehnten geschehen, sondern nur in einem sehr langfristigen Prozess, sagte Kasper bei einer von der baden-württembergischen Landesregierung veranstalteten "Stuttgarter Rede zu Europa".

Keine Toleranz gegen Intoleranz
Wegschauen hilft Kasper zufolge nicht, die Herausforderung müsse angenommen und mit friedlichen Mitteln ausgetragen werden. Die hier lebenden Muslime müssten integriert und mit dem "gemäßigten" Islam müsse ein Dialog geführt werden. "Das setzt von unserer Seite Toleranz und Respekt voraus, aber auch Toleranz und Respekt der Muslime gegenüber unserer Kultur und unseren Überzeugungen", so Kasper. Gegenüber Intoleranz könne es keine Toleranz geben.

Jede Gesellschaft brauche ein gewisses Maß gemeinsamer Werte und Regeln, um friedlich zusammenleben zu können. Multikulti sei europaweit gescheitert.

Es sei kein Dialog, sondern "charakterlose Selbstverleugnung, wenn wir in vorauseilendem Gehorsam einknicken und kapitulieren, wenn wir unsere Überzeugungen und Werte verstecken", sagte der Kardinal und erwähnte das Abhängen von Kreuzen oder den Verzicht auf Weihnachtsfeiern. "Mit einer solchen Appeasement-Politik werden wir nicht Respekt, sondern zurecht Verachtung ernten", so Kasper. Nur wer sich selbst achte, könne andere achten.