Flächendeckende Streiks bei Deutscher Telekom

Operation Warteschleife

Bei der Deutschen Telekom haben am Freitagmorgen die von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di geplanten flächendeckenden Streiks begonnen. Etwa 10 000 Mitarbeiter sind zu den Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Wenig Verständnis für ver.di und die Streikenden zeigten die Vertreter der großen Parteien.

 (DR)

Mehr als 96 Prozent hatten für Streiks gestimmt
Schwerpunkte sind Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Hessen. Aktionen sind aber auch in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Bremen und Hamburg vorgesehen. Mehr als 96 Prozent der Abstimmungsberechtigten hatten zuvor in einer Urabstimmung für den Arbeitskampf gestimmt.

SPD-Arbeitsmarktexperte Rainer Wend kritisierte den Ausstand als kontraproduktiv. "Der Konzern steckt in großen Schwierigkeiten. In so einer Situation ist ein Arbeitskampf keine Hilfe", sagte er der in Oldenburg erscheinenden "Nordwest-Zeitung". Die Unternehmensführung könne jedoch nicht erwarten, dass ihre Pläne - Ausgliederung, Mehrarbeit und deutlich niedrigere Bezüge - "einfach so geschluckt" würden.

FDP : Wieder in den Fundamentalismus
Nach Ansicht des CSU-Arbeitsmarktexperten Max Straubinger wird der Streik die Probleme im Konzern womöglich noch verschärfen. "Man kann nur an Unternehmensleitung und Gewerkschaft appellieren, die Verhandlungen wieder aufzunehmen", sagte er der "Passauer Neuen Presse".

Scharfe Kritik am Streik der Telekom-Beschäftigten kam von FDP-Fraktionsvize Rainer Brüderle. Statt konstruktiv gemeinsam mit der Unternehmensführung nach einer Lösung zu suchen, stürze sich die Gewerkschaft ver.di "wieder in den Fundamentalismus", sagte er der "Berliner Zeitung".

Nicht nachvollziehbar sei die Unterstützung des Streiks durch die "privilegierten Telekom-Beamten". Die Steuerzahler seien noch immer die Hauptanteilseigner der Telekom. Deshalb dürfe die Bundesregierung "diesem gefährlichen Spiel von ver.di nicht tatenlos zusehen", betonte Brüderle.

Streit um geplante Auslagerung von 50.000 Stellen
Im Streit um die geplante Auslagerung von 50.000 Stellen hatten sich laut ver.di 96,5 Prozent der 22.114 gewerkschaftlich organisierten und von Ausgliederung betroffenen Mitarbeiter der Festnetz-Sparte von Europas größter Telefongesellschaft für Streik ausgesprochen.

Nach der Auslagerung in neue Service-Gesellschaften sollen die Mitarbeiter niedrigere Löhne und Gehälter bekommen und zugleich länger arbeiten. Mit diesem Schritt will die Telekom die finanziellen Verluste in der Festnetz-Sparte in den Griff bekommen.