Sobrino äußert sich erstmals nach Vatikan-Maßregelung

Befreiungstheologe meldet sich zu Wort

Erstmals seit seiner Maßregelung durch den Vatikan meldet sich der salvatorianische Befreiungstheologe Jon Sobrino zu Wort. Mit Blick auf die jüngste Kritik der Glaubenskongregation an seinem Christusbild betont er im Nachwort eines im Internet veröffentlichten Buches die Notwendigkeit eines echten Dialogs. - Der Vatikan hatte Thesen Sobrinos im März verurteilt.

 (DR)

"Geist der Befreiungstheologie"
Vor dem "Geheimnis Jesu Christi" scheine es ihm nicht angemessen, im Sinn eines "Monopols der Wahrheit" zu denken, so Sobrino. Zumindest in einer christlichen Theologie könne man die Sache der Armen nicht mit einem Federstrich erledigen.

In dem Buch der ökumenischen Theologenvereinigung der Dritten Welt ASETT dankt Sobrino Weggefährten, Ordensleuten und Theologen, den vielen Gläubigen, Agnostikern und auch einigen Bischöfen, die ihm in den vergangenen Wochen geschrieben hätten. Der "Geist der Befreiungstheologie" bleibe weiterhin inspirierend, damit "die Eingeborenen vor allem Afrikas nicht vergessen und totgeschwiegen werden und damit auch in Zukunft die Menschenrechte und die ausgebeutete Mutter Erde verteidigt werden".

Kein Lehr- und Publikationsverbot
Die Glaubenskongregation hatte Mitte März in einer 20-seitigen "Notifikation" bemängelt, mehrere Schriften Sobrinos enthielten "in einigen Abschnitten erhebliche Abweichungen von der Lehre der Kirche". Zugleich stellte der Vatikans klar, dass die "Notifikation" kein ausdrückliches Lehr- und Publikationsverbot enthält.

Das Vorgehen gegen den 68-jährigen Theologen war die erste offizielle vatikanische Lehrbeanstandung unter Papst Benedikt XVI. Die Verurteilung einiger Positionen des Befreiungstheologen bedeute jedoch nicht die Zurückweisung einer Option für die Armen, hieß es in dem Dokument.