Heiligsprechung mit Hunderttausenden - Predigt zum Nachhören

Der Papst in Brasilien, Freitag

Vor rund einer Million Menschen hat Papst Benedikt XVI. am Freitag einen brasilianischen Ordensmann heiliggesprochen. In seiner Predigt in Sao Paulo würdigte das Kirchenoberhaupt den neuen Heiligen Frei Galvao (1739-1822) als "Mann des Friedens und der Nächstenliebe". Der Franziskaner Galvao ist eine der populärsten religiösen Persönlichkeiten Brasiliens. Er setzte sich im 18. Jahrhundert für Kranke und Arme ein.

 (DR)

"Bento 16"
Bei strahlendem Wetter begrüßten Fahnen, Transparente und Sprechchöre "Bento 16" den Papst auf dem Flugfeld mitten in der Millionen-Metropole. 12.000 Einsatzkräfte der Militärpolizei und 2.800 Soldaten sicherten die Veranstaltung. Zwischenfälle blieben aus.

Am Nachmittag (Ortszeit) forderte Benedikt XVI. in einer Grundsatzrede Brasiliens Politik und Kirche zu mehr Verantwortung für die Armen und Verelendeten auf. Das Land durchlebe eine "historische Krise in der sozialen Entwicklung" mit Massenelend und drastischen Unterschieden in der Einkommensverteilung, sagte der Papst in der Kathedrale von Sao Paulo. Die Politiker müssten stattdessen der Wirtschaft "ein menschliches und solidarisches Gesicht" geben.

In seiner Ansprache beklagte Benedikt XVI. auch "ungestrafte Angriffe" auf Ehe und Familie und verwies auf ein Gesetzesvorhaben zur Liberalisierung des Familienrechts. Verletzungen der Menschenwürde und "Verbrechen gegen das Leben" würden mit individuellen Freiheitsrechten gerechtfertigt. Die Zunahme von Scheidungen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften nannte das Kirchenoberhaupt eine "Wunde" in der Gesellschaft.

Offensive gegen Sekten
Zudem rief Benedikt XVI. die versammelten Bischöfe des Landes zu einer Offensive gegen christliche Sekten auf. Die aggressive Abwerbung von Katholiken gebe Anlass zur Sorge. Er verlangte eine strukturierte und flächendeckende Missionierung, für die die katholische Kirche Brasiliens alle Kräfte mobilisieren müsse.

Der Papst drängte die Kirche des katholikenreichsten Landes der Erde zu einem missionarischen Neuaufbruch und zu einem "Qualitätssprung" im kirchlichen Leben. Der einzige Zweck der Kirche liege in der "Rettung der Seelen, jeder einzelnen". Dabei solle sie sich vor allem den sozial Benachteiligten in den Vorstädten und auf dem Land zuwenden. "Die Armen sind die ersten Adressaten des Evangeliums", so Benedikt XVI. wörtlich. Sie brauchten tätige Solidarität gegen die drängendste Not wie auch im Eintreten für ihre Rechte.

Nach der Ansprache an die Bischöfe reiste der 80-Jährige zur zweiten Station seiner Reise weiter. Im Marienwallfahrtsort Aparecida eröffnet Benedikt XVI. am Sonntag die Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe. Hier werden wichtige Weichenstellungen für den künftigen Kurs der Kirche in Lateinamerika erwartet

Die Papstreise im domradio
domradio begleitet in Kooperation mit Radio Vatikan die Reise täglich aktuell mit ausführlichen Hintergrundberichten.

Live überträgt domradio außerdem zwei Gottesdienste: am Freitag (11. Mai, Messfeier in Sao Paulo mit Seligsprechung von Frei Galvao) zwischen 14 Uhr und 16 Uhr sowie am Sonntag (13. Mai, Messfeier in Aparecida zur Eröffnung der V. Generalversammlung der Bischöfe aus Lateinamerika und der Karibik) zwischen 14.30 Uhr und 17 Uhr.

Ausführliche Informationen zum Programm der Papstreise können Sie hier nachlesen.

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