Proteste von Kirche und Umweltorganisationen gegen Klimapolitik der Regierung vor UN-Klimakonferenz in Bonn

"Wir haben es satt!"

Das war nicht immer so: der Klimawandel als massentaugliches Thema für Politik und Medien. Das ist gut so: meinen diejenigen, die seit Jahren dafür kämpfen; fordern aber gleichzeitig, dass Worten nun auch Taten folgen. So attackierte der Kongress McPlanet.com mit Vertretern der Umweltbewegung und Kirche am Wochenende die Umweltpolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel hart. Wie geht es nach Ablauf des Kyoto-Abkommens weiter, fragen sich ab heute auch die 2.000 Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Bonn.

 (DR)

Weitere Strategie und nächste Weltklimakonferenz
Rund 2000 Regierungsvertreter und Experten aus mehr als 100 Ländern treffen sich von heute an in Bonn zu einer Konferenz der Vereinten Nationen zum internationalen Klimaschutz. Bei der knapp zwei Wochen dauernden Tagung geht es vor allem um Detailfragen zur Verminderung von klimaschädlichen Treibhausgasen und die weitere Strategie.

Im domradio-Interview bezeichnete der Sprecher des UN-Klimasekretariats, John Hay, die Konferenz als einen "Schritt auf dem Weg" nach Bali. Dort findet die nächste Weltklimakonferenz im Dezember statt.

"In Bonn werden eher technische als politische Fragen geklärt." Dennoch sollten möglichst schon Weichen für weitere Regelungen gestellt werden, so Hay.

Zukunft des globalen Klimaschutzes noch offen
Nach dem Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 ist die Zukunft des globalen Klimaschutzes noch offen. Angesichts der jüngsten alarmierenden Berichte des Weltklimarats zur Erderwärmung und ihren Folgen dringt der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, auf rasches Handeln der Staatengemeinschaft.

Der Weltklimarat (IPCC) hatte in seinem am Freitag vorgelegten dritten Klimabericht ein rasches Vorgehen angemahnt, um bis 2050 die Folgen des Treibhauseffekts zu beherrschen und um katastrophale Folgen des Klimawandels zu verhindern. Die jährlichen Kosten für den Klimaschutz bezifferte der Klimarat auf lediglich 0,12 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

McPlanet.com: Schöne Worte, keine tatsächliche Politik
"Wir haben es satt!" Mit deutlichen Worten kritisierten Veranstalter und Teilnehmer zum Abschluss des Kongresses McPlanet.com in einer Deklaration die Klimapolitik der Bundesregierung. Die Erklärung und ein 20 Meter langes Banner mit Unterschriften der rund 2.000 Teilnehmer wurde am Nachmittag in einem bunten Protestzug zum Bundeskanzleramt gebracht und dort übergeben.

Von Freitag bis Sonntag hatten die Teilnehmer aus Umweltbewegung und globalisierungskritischer Bewegung, Politik, Wissenschaft und Kirche darüber diskutiert, wie der Weg zu einer ökologisch zukunftsfähigen und gerechten Welt aussehen kann. Veranstaltet wurde McPlanet.com von einem Trägerkreis bestehend aus Attac, BUND, EED, Greenpeace und der Heinrich-Böll-Stiftung, in Kooperation mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

In der Deklaration wird die Klimapolitik von Kanzlerin Angela Merkel scharf kritisiert: "Wir haben es satt, dass die Bundesregierung sich in Deutschland, der Europäischen Union und bei den G8-Verhandlungen mit schönen Formulierungen in Szene setzt, ihre tatsächliche Politik dem Klimaschutz aber zuwiderläuft." Auch die G8 habe mit ihrer Energiepolitik wirksamen Klimaschutz bisher verhindert. Unter den Folgen litten vor allem die Armen des Planeten.