Zahl der Jobsuchenden sinkt auf 3,8 Millionen - Erste Engpässe vor allem bei Ingenieuren

Gute Konjunktur beflügelt Arbeitsmarkt

Die überraschend robuste Wirtschaft und das gute Wetter beflügeln weiter den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Jobsuchenden sank im Mai erneut um 161 000 auf nun 3,806 Millionen, wie der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Donnerstag in Nürnberg sagte. Das seien 732 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich weiter um 0,4 Prozentpunkte auf jetzt 9,1 Prozent. "Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland dauert an und belebt weiter den Arbeitsmarkt", erklärte Weise. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibe auf hohem Niveau.

 (DR)

Wegen des milden Winters fiel die sonst spürbare Frühjahrsbelebung aber schwächer aus als im Mai des vergangenen Jahres. "Da sich in den Wintermonaten weniger Arbeitslosigkeit aufbaute, kann im Frühjahr auch weniger abgebaut werden", erklärte Weise. In einigen Branchen, vor allem im Elektro-, Metall- und dem Baubereich, sei vielerorts bereits ein Fachkräftemangel festzustellen, erläuterte Finanzvorstand Raimund Becker. Insbesondere würden Ingenieure gesucht. Deshalb unternähmen die Arbeitsagenturen zum Beispiel in Baden-Württemberg besondere Anstrengungen zur Vermittlung von über 50-jährigen Ingenieuren. Als Folge der Zunahme des Welthandels suchten auch die Häfen an Nord- und Ostsee verstärkt Arbeitskräfte, berichtete Vorstandsmitglied Heinrich Alt. In den deutschen Hochseehäfen würden in den nächsten Jahren 3000 Hafenfacharbeiter gesucht.

Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit gebe es eine positive Entwicklung, sagte BA-Chef Weise weiter. Im Vergleich zum vergangenen Jahr habe diese um ein Viertel abgenommen auf nun rund 390 000. Auch wenn nur etwa zehn Prozent davon länger als ein Jahr arbeitslos blieben, seien "dies jedoch immer noch zu viele", betonte er. Zusätzlich befinden sich seinen Angaben zufolge rund 500 000 Jugendliche in Weiterbildungs- und Trainingsmaßnahmen der Agenturen.

In den alten Bundesländern sank die Zahl der Arbeitslosigkeit um 106 000 auf 2,499 Millionen (Quote: 7,5 Prozent), im Osten Deutschlands um 55 000 auf 1,307 Millionen (Quote: 15,2 Prozent). Bei der durchschnittlichen Jahresarbeitslosigkeit rechnet die Bundesagentur weiter konservativ mit 3,8 bis 3,9 Millionen Arbeitslosen.

Die Statistik der Nürnberger Behörde weist nach Weises Worten in diesem Monat jedoch eine Abweichung von 6000 Arbeitslosen aus, die zu der offiziellen Zahl von 3,806 Millionen addiert werden müsse. Bei einer routinemäßigen Prüfung sei festgestellt worden, dass im Dezember rund 37 500 Arbeitslosmeldungen zwar als Abnahme aus Beschäftigung, nicht aber als Zugang in die Arbeitslosigkeit gebucht worden seien. Diese Differenz habe sich bis Mai auf 6000 reduziert. In der Juni-Statistik seien die Abweichungen dann bereinigt. "An den Trendaussagen und der Arbeitslosenquote ändert sich durch diesen Fehler jedoch nichts", sagte Weise.

Insgesamt waren der Bundesagentur im Mai 928 000 offene Stellen bekannt, davon 80 Prozent im ersten Arbeitsmarkt. Die steigende Nachfrage nach Arbeitskräften spiegelt sich auch im Stellenindex der Bundesagentur (BA-X) wider, der im Mai nochmals um zwei auf 203 Punkte kletterte, 48 Punkte höher als im Mai des vergangenen Jahres. Der Finanzüberschuss der BA verbesserte sich infolge geringerer Ausgaben für Arbeitslosengeld-Empfänger weiter auf 440 Millionen Euro. In der Prognose für dieses Jahr war zu diesem Zeitpunkt noch ein Minus-Saldo von 4,2 Milliarden Euro erwartet worden.