Welthungerhilfe stellt Arbeit in Kundus vorläufig ein

Helfen zu gefährlich

Nach dem Mord an einem Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe (DWHH) in der Nähe der nordafghanischen Stadt Kundus hat die Organisation ihre Arbeit in der Region vorläufig eingestellt. Derzeit sei noch nicht absehbar, wann die Hilfstätighkeit wieder aufgenommen werde, sagte ein Sprecher der Organisation am Montag in Bonn auf Anfrage. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) verurteilte den Anschlag.

 (DR)

Ein afghanischer LKW-Fahrer der Welthungerhilfe war am Sonntag mit fünf Schüssen ermordet worden. Die Angreifer hatten den Angaben zufolge den Wagen bei der Rückfahrt von einer Baustelle angehalten und in Brand gesetzt. Von zwei weiteren Arbeitern, die im Führerhaus gesessen hätten, fehle bislang jede Spur.

Bereits am 8. März war der deutsche Entwicklungshelfer Dieter Rübling in der ebenfalls nördlichen Region Saripul erschossen worden. Die Hintergründe sind bis heute ungeklärt. Beobachter gingen von einer gezielten terroristischen Aktion gegen den deutschen Bauingenieur aus, weil seine einheimischen Begleiter verschont wurden.

"Rückzug aus Kundus nicht möglich"
Nach dem Mord an Rübling hatte die Welthungerhilfe entschieden, sich bis Mai aus Saripul zurückzuziehen und die Arbeit an lokale Partner zu übergeben. Diese Möglichkeit sei in Kundus jedoch nicht gegeben, da Zahl und Umfang der dort betreuten Projekte viel höher seien, so der DWHH-Sprecher Ralph Dickerhof. Dort werden nach seinen Angaben fünf Vorhaben mit einem Aufwand von fünf Millionen Euro betreut.

Nach dem Mord an Rübling habe man bereits alle erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, so Dickerhof. Auch jetzt soll wieder ein Sicherheitsbeauftragter der DWHH die Lage in Afghanistan erkunden. Konkrete Reaktionen auf den neuen Mord seien aber noch nicht geplant.

Wieczorek-Zeul (SPD) und eine deutsche Parlamentarierdelegation, die sich derzeit in dem Land aufhalten, äußerten sich entsetzt über die Bluttat. Die Ministerin forderte in Kabul gegenüber Regierungsvertretern eine lückenlose Aufklärung. Zugleich hob die Ministerin hervor, dass der Mord keinen Zweifel am deutschen Engagement in Afghanistan aufkommen lassen dürfe. Die Menschen bräuchten die Unterstützung.

Wieczorek-Zeul hatte am Sonntag als Vertreterin der deutschen EU-Ratspräsidentschaft am Afghanischen Entwicklungsforum (ADF) teilgenommen. Zudem sprach sie mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai.