amnesty: Todesstrafe auf Rückzug - noch Milliarden bedroht

Ein harter Kern bleibt

Die Todesstrafe auf dem Rückzug - immer mehr Staaten verzichten auf ihren Vollzug. Im vergangenen Jahr hätte sie der 129. Staat im Gesetz oder in der Praxis abgeschafft, heißt es in einem am Freitag in Berlin veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation amnesty international. Dennoch: Noch immer sind Milliarden bedroht.

 (DR)

China noch mit Abstand "Spitze"
Trotz der positiven Entwicklung lebe aber bislang nur knapp ein Drittel der Weltbevölkerung (rund 30 Prozent) in Staaten, die auf Todesstrafe oder zumindest deren Vollzug verzichten.

Für 2006 hat amnesty 3.861 Todesurteile (Vorjahr: 5.186 ) registriert. Außerdem wurden 1.591 Hinrichtungen gezählt, 557 weniger als im Jahr zuvor. Bei den Hinrichtungen entfielen allein auf China 1.010. Ihre tatsächliche Zahl wird aber auf insgesamt über 8.000 geschätzt.

In China etwa werde die Vollstreckung von Todesurteilen als Staatsgeheimnis behandelt, hieß es zur Begründung. Neben China waren der Iran (177), Pakistan (82), Irak (65), Sudan (65) und die USA (53) für 91 Prozent der registrierten Hinrichtungen verantwortlich. Im Iran habe sich die Zahl der Fälle sogar verdoppelt.

"Harter Kern von Hinrichtungsstaaten"
Amnesty forderte die Aussetzung aller Hinrichtungen weltweit. "Ein Moratorium in allen 68 Staaten, die an der Todesstrafe festhalten, wäre der nächste richtige Schritt in eine Welt ohne Todesstrafe", erklärte amnesty-Experte Oliver Hendrich. Ein entsprechender Vorstoß der italienischen Regierung bei den Vereinten Nationen werde deshalb unterstützt. Die diesjährige Todesstrafen-Statistik wurde aus diesem Grund in Rom vorgestellt.

Nach Ansicht Hendrichs ist der "harte Kern der Hinrichtungsstaaten" isoliert und "handelt gegen den weltweiten Trend zur Abschaffung der Todesstrafe". Die Philippinen hätten sie im vergangenen Jahr abgeschafft, Südkorea und etliche andere Länder diskutierten darüber. In Afrika fänden noch in sechs Staaten, in Europa nur noch in Weißrussland Hinrichtungen statt.