Bischof Lettmann kritisiert Stammzellforscher

Manipulation der Öffentlichkeit?

Münsters Bischof Reinhard Lettmann hat Forderungen deutscher Wissenschaftler nach einer Lockerung des Stammzellgesetzes kritisiert. Die gültige Regelung zur Arbeit mit embryonalen Stammzellen sei seinerzeit von maßgeblichen Forschern gewollt gewesen, sagte er auf dem Ärztetreffen des Bistums am Mittwoch in Münster. "Nun fordern dieselben Wissenschaftler die Aufhebung der Stichtagsregelung." Es stelle sich die Frage, inwieweit hier mit der Öffentlichkeit gespielt und manipuliert werde.

 (DR)

In Deutschland dürfen keine menschlichen embryonalen Stammzellen hergestellt werden. Verwendet werden dürfen laut Gesetz in engen Grenzen nur Zellen, die vor dem 1. Januar 2002 im Ausland entstanden sind. Über eine Novellierung wird derzeit beraten. Die Befürworter der embryonalen Stammzellforschung erhoffen sich, bislang nicht heilbare Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer therapieren zu können. Bislang ist die Forschung aber weit von konkreten Ergebnissen für eine Therapie entfernt.

"Biologischer Abfall"
Der deutsche Stammzellforscher Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster stellte die Stichtagsregelung in Frage. Für ihn sei es ein Widerspruch, dass Forschern die Arbeit mit Zehntelmillimeter großen Embryos versagt sei, während abgetriebene Föten von zehn Zentimetern Größe am Weiterleben gehindert würden. Zudem würden Hunderttausende überzählige Embryonen, die als Nebenprodukt von Retortenbabys entstünden, in Deutschland zu biologischem Abfall.

"Da wird man doch fragen dürfen, warum Stammzellforscher nicht mit solchen Embryonen arbeiten dürfen", so der Wissenschaftler.
Der emeritierte Moraltheologe Klaus Demmer sagte, niemand habe das Recht, über Embryonen zu bestimmen; weder Eltern, noch Ärzte, noch ein ethisches Komitee. Die Forschung an adulten Stammzellen sei ethisch gesehen ebenso unbedenklich wie Ansätze, bei denen im Reagenzglas erzeugte, lebensunfähige Zellhaufen verwendet würden.