Bundesfinanzminister Steinbrück lobt Kirchen als Bindekräfte für die Gesellschaft

"Bedeutung der Kirchen wird unterschätzt"

Die Kirchen in Deutschland sind nach Ansicht von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) für den Zusammenhalt der Gesellschaft "von maßgeblicher Bedeutung". Ihre Beiträge würden eher gering- als überschätzt, sagte er am Donnerstag in Berlin. Das sei ein großer Fehler. "Religion und Glaube sind starke Bindekräfte in einer Gesellschaft, auf die starke Fliehkräfte einwirken", sagte der Minister beim Empfang der Apostolischen Nuntiatur zum zweiten Jahrestag der Wahl von Papst Benedikt XVI.

 (DR)

Zugleich erinnerte der Minister an die Vorbildfunktion der Eliten in Deutschland. Diese müssten sich moralisch-ethischen Ansprüchen stellen und damit eine wichtige gesellschaftliche Verantwortung ausüben. Dies sei in den letzten Jahren gelegentlich verloren gegangen. Steinbrück zufolge nimmmt Benedikt XVI. seine Vorbildfunktion glaubwürdig wahr. Er verstehe sich nicht als Herrscher über die Kirche, sondern als ihr Diener. Der Papst gehe mit Demut und Bescheidenheit auf die Menschen zu. Seine Wahl im April 2005 habe Millionen von Menschen besonders in Deutschland in einen Zustand der Freude und des Stolzes versetzt.

Weiter plädierte Steinbrück, der der evangelischen Kirche angehört, für einen intensiveren und "deutlich entkrampfteren"
Dialog zwischen Politik und Kirchen über gesellschaftliche Fragen. Dabei solle auch das Thema der Wertevermittlung eine große Rolle spielen. Am kommenden Mittwoch trifft das Bundeskabinett im Kanzleramt mit der Deutschen Bischofskonferenz zusammen. Kardinal Karl Lehmann sagte, Benedikt XVI. sei für alle überraschend schnell aus dem Schatten seines Vorgängers Johannes Paul II. herausgetreten und längst ein "Papst der ganzen Welt".

Zu den Prominenten, die der Apostolische Nuntius, Erzbischof Erwin Josef Ender, begrüßte, gehörten Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und Politiker verschiedener Parteien aus Bund und Land Berlin, zahlreiche Botschafter sowie der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel (CDU).

Aus dem kirchlichen Bereich nahmen Berlins Kardinal Georg Sterzinsky, weitere katholische Bischöfe, der Vertreter der evangelischen Kirche im politischen Berlin, Prälat Stephan Reimers, sowie Abgesandte der russischen, griechischen und armenischen orthodoxen Christen teil. Auch der Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, sowie der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, waren gekommen. Zu den Gästen zählte ebenfalls der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Axel Ayyub Köhler. Traditionell lädt der Nuntius seit den 60er Jahren zum Tag der Papstwahl Gäste ein.