Menschenrechtsorganisationen und UN fordern mehr Hilfe für Irak-Flüchtlinge

Vier Millionen vertrieben und auf der Flucht

Amnesty international hat die europäischen Staaten zu einem Abschiebestopp für irakische Flüchtlinge aufgefordert. Bei der gegenwärtigen Gewalt in der Region sei es überfällig, dass die internationale Gemeinschaft und die EU diese Menschen schützten, "wo immer sie sich aufhalten", erklärte die Irak-Expertin der Menschenrechtsorganisation, Ruth Jüttner. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat mehr als 60 Vertreter von Regierungen und Hilfsorganisationen zu einem Irak-Treffen nach Genf eingeladen.

 (DR)

Zugleich forderte sie die europäischen Staaten auf, ein abgestimmtes Konzept zur Versorgung der Flüchtlinge vorzulegen. Die laufenden Bemühungen deutscher Behörden, Abschiebungen in den Nordirak durchzusetzen, seien angesichts der allgegenwärtigen Gewalt im Land "nicht nur menschenrechtswidrig, sondern zynisch und zutiefst beschämend", so Jüttner.

Derzeit befinden sich internationalen Organisationen zufolge mindestens drei Millionen Iraker auf der Flucht. Jeden Monat verließen durchschnittlich 50.000 Menschen das Land und würden zumeist in den Nachbarländern aufgenommen, so amnesty. Dies sei die größte Fluchtbewegung im Mittleren Osten seit 1948.

Nach Angaben der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl, die sich bereits in der vergangenen Woche mit ähnlichen Forderungen an die europäischen Staaten gewandt hatte, erreichten 2006 knapp 20.000 Iraker das Territorium der EU. Davon befänden sich rund 2.100 in Deutschland. Insgesamt lebten in der Bundesrepublik 74.000 Iraker. 20.000 von ihnen seien als Flüchtlinge anerkannt. Gleichzeitig sei jedoch 4.200 Menschen der Status wieder entzogen worden, um sie baldmöglichst abschieben zu können.

UN fordert mehr Hilfe für Irak-Flüchtlinge
Auch der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres, hat mehr internationale Hilfe für die Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Irak gefordert. Zum Auftakt der Irak-Konferenz warnte Guterres am Dienstag in Genf, der Irak sei das Land, in dem sich die Zahl fliehender Gewaltopfer am schnellsten erhöhe. Nach UN-Angaben werden dort jeden Monat 50.000 Menschen neu vertrieben, viele leben in bitterer Armut.

Bundesregierung unterstützt Projekte für irakische Flüchtlinge
Das Auswärtige Amt hat rund 2,2 Millionen Euro humanitäre Hilfe für irakische Flüchtlinge bereitgestellt. Mit dem Großteil des Geldes würden Hilfsprojekte zu Gunsten irakischer Flüchtlinge in Syrien und Jordanien sowie für Binnenvertriebene im Irak unterstützt, teilte das Bundesaußenministerium am Montag in Berlin mit. Träger der Projekte sind das Internationale Rote Kreuz
(IKRK) und das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR).

Das Deutsche Rote Kreuz erhält von der Bundesregierung zudem rund 200.000 Euro, um den irakischen Roten Halbmond mit Erste-Hilfe-Sets und Kits für die Versorgung von Schwerstverletzten auszustatten.