Charles Darwin starb vor 125 Jahren

Darwins Evolutionslehre heute noch viel diskutiert

Er ist seit 125 Jahren tot. Und doch sorgt der britische Naturforscher und Begründer der Evolutionslehre Charles Darwin noch immer für Diskussionsstoff. Vor allem in den USA zweifeln fundamentalistische Christen an Darwins These von der Entstehung der Arten.
Um die Frage, ob hinter den Formen des Lebendigen das "intelligent design" einer höheren Macht zu entdecken ist, wird heftig gestritten.

 (DR)

"Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden" (Gen 1,25). Jahrhundertelang verstanden die Menschen im jüdisch-christlich geprägten Kulturkreis diesen biblischen Schöpfungsbericht als einen wörtlich zu nehmenden Tatsachenbericht.

Da löste die Evolutionstheorie des britischen Naturforschers Charles Darwin ein wahres Beben in der Naturwissenschaft aus und rüttelte an einem der Grundpfeiler des Glaubens. Sie ging von einem natürlichen Prinzip der Evolution aus. Darwin wurde als Ketzer und Atheist verleumdet, aber auch als revolutionärer Entdecker gefeiert. Vor 125 Jahren, am 19. April 1882, starb der weltbekannte Artenforscher.

Darwin wurde am 12. Februar 1809 im mittelenglischen Shrewsbury geboren. Sein Großvater Erasmus war Naturwissenschaftler, Dichter und Philosoph, der sich mit Fossilien beschäftigte. In seinem 1796 erschienenen Buch "Zoonomia" vertrat er die Idee, die heute existierenden Lebewesen hätten sich aus gemeinsamen Vorfahren entwickelt. Charles' Vater war ein wohlhabender Arzt, der seinem Sohn, der sich schon als Kind mit der Naturgeschichte befasste, jede gewünschte Ausbildung finanzieren konnte. Er schrieb Charles in Cambridge für Theologie ein und hoffte, dass er einmal Pfarrer werden würde. Besonders begeisterten Charles aber die Biologie und naturkundliche Veranstaltungen.

Fünf Jahre reiste Darwin um die Welt
Begierig nutzte er daher 1831 im Alter von 22 Jahren die Chance, mit einem britischen Vermessungsschiff fünf Jahre lang die Welt zu umsegeln. In Südamerika grub er fossile Tierskelette aus und erkannte als erster deren Verwandtschaft mit den dort noch lebenden Tiere. Auf den Galapagos-Inseln gewann er entscheidende Hinweise für seine späteren Theorien. 1836, zurück in England, wertete Darwin seine akribisch notierten Beobachtungen aus. In den 1830er Jahren begann er, erste Ergebnisse zu veröffentlichen, die die die damalige Naturwissenschaft einen großen Schritt weiterbrachten.

"Das Geheimnis des Anfangs aller Dinge ist für uns unlösbar."
1859 publizierte er jenes Werk, das ihn weltberühmt und zu einem der umstrittensten Gelehrten der Neuzeit werden ließ: "Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" löste einen Umbruch in der wissenschaftlichen Denkweise aus. Denn damit widerspricht Darwin dem alten religiös-philosophischen Grundgedanken, dass die Arten der Tiere und Pflanzen bereits seit der Schöpfung vorhanden gewesen seien. Auf seinen Expeditionen war er nach unzähligen Einzelbeobachtungen zu dem Schluss gelangt, dass sich alles Leben aus verschiedenen Urformen durch die Jahrtausende verändert und entwickelt habe.

Darwin wird häufig mit der Aussage in Verbindung gebracht, der Mensch stamme vom Affen ab - was den Stolz vieler seiner Zeitgenossen verletzte und, ebenso wie die Vorstellung, der Mensch sei ein Zufallsprodukt der Evolution, als Demütigung empfunden wurde. Tatsächlich hat er die Abstammung vom Affen nie behauptet, sondern sprach von gemeinsamen Ursprüngen. Das Geheimnis des Menschen und die Vielfalt der Rassen blieb für den Forscher ein unlösbares Problem. Noch kurz vor seinem Tod betonte er 73-jährig: "Das Geheimnis des Anfangs aller Dinge ist für uns unlösbar."

Darwinismus und die Kirche
Seit einer Erklärung von Johannes Paul II aus dem Jahr 1997 waren katholische Doktrin und evolutionsbiologische Theorien kompatibel. Allein die menschliche Seele wurde für Gott beansprucht und die Entstehung der Arten, so auch Homo sapiens den darwinistischen Mechanismen überlassen.

Kreationismus
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn machte 2005 von sich Reden, als er in der New York Times einen Gast-Kommentar veröffentlichte, der die Haltung der Kreationisten unterstützte.

Aus Sicht der "Kreationisten" gibt es keine Entwicklung der Lebewesen nach der von Darwin beschriebenen Evolution durch zufällige Mutation und Selektion; vielmehr sind Pflanzen, Tiere und Menschen in ihrer jetzigen Gestalt von Gott erschaffen.

Der Chefastronom des Papstes
Der Chefastronom des Vatikan, der Jesuitenpriester George Coyne, kritisierte den Artikel von Schönborn nach der Erscheinung. Neo-Darwinismus sei sehr wohl akzeptiert, ferner wies Coyne darauf hin, dass 2004 eine internationale theologische Kommission unter Leitung des jetzigen Papst befand, dass es keinen Konflikt zwischen darwinistischen Erkenntnissen und den Lehren der Kirche bestehe. Benedikt XVI. hat sich noch nicht öffentlich zu der Debatte geäußert.