Auch evangelische Bischöfe kommen um brisante Themen nicht herum - Huber fordert Zwei-Staaten-Lösung

Klage über begrenzte Bewegungsfreiheit für Palästinenser

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat sich besorgt über die humanitäre Situation der Palästinenser in Folge der israelischen Sicherheitspolitik geäußert. "Die Sicherheitsmaßnahmen schneiden tief ins palästinensische Gebiet ein", sagte Huber in einem epd-Interview am Donnerstag in Jerusalem. Huber plädierte für eine Lösung mit zwei Staaten, "die im Frieden und in wechselseitiger Anerkennung ihrer Sicherheitsbedürfnisse koexistieren".

 (DR)

Die Christen im Heiligen Land seien durch den politischen Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde bedrückt, sagte der Berliner Bischof. Die Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten für Palästinenser beeinträchtige auch die Arbeit christlicher Einrichtungen im Westjordanland. Zum Beispiel habe die evangelische Schule "Talitha Kumi" in Beit Dschala, die vom Berliner Missionswerk getragen wird, bereits zeitweise geschlossen werden müssen, weil Lehrer und Schüler die Einrichtung nicht erreichen konnten.

Der Ratsvorsitzende der EKD äußerte die Befürchtung, dass die politische und soziale Situation es den Christen schwer mache, im Heiligen Land auf Dauer eine Heimat zu behalten. Trotz einer häufig überdurchschnittlich guten Ausbildung hätten sie oft keine berufliche Perspektive. Die Möglichkeiten, ihr Leben zu entwickeln und zu entfalten, seien beschränkt. Die Christen seien eine kleiner werdende Minderheit. In den Autonomiegebieten lebten sie in einer überwiegend muslimischen Bevölkerung.

EKD als Dolmetscher
Huber sieht die EKD in einer Dolmetscherrolle zwischen Israel und den Palästinensern. "Es ist unsere Aufgabe, jeweils auch für die andere Seite zu interpretieren", sagte er. Dies sei der kleine Beitrag, den die deutschen Protestanten zur Versöhnung und Verständigung leisten könnten. Man könne Frieden in dieser Region überhaupt nur erhoffen , wenn beide Seiten sich wechselseitig besser verstünden.

Es sei wichtig, zu beiden Seiten mit derselben Stimme zu sprechen, fügte Huber hinzu. Dabei müsse versucht werden, Israel verständlich zu machen, was die Palästinenser bewegt. Zugleich müsse den Palästinensern "ganz unzweideutig klar gemacht werden, dass das Ja zum Existenzrecht Israels eine Bedingung ist, ohne die es einen Fortschritt nicht geben kann". Der Bischof kündigte an, sich gegenüber der palästinensischen Autonomiebehörde für die Freilassung der gefangen gehaltenen israelischen Soldaten einzusetzen. Darum hatte ihn am Mittwoch Israels Oberrabbiner Jona Metzger gebeten.

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland bereist in dieser Woche Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete. Neben politischen Gesprächen in Tel Aviv und Ramallah trifft der Rat der EKD auch Vertreter christlicher und jüdischer Einrichtungen. Zudem stehen Besuche evangelischer Einrichtungen im Heiligen Land auf dem Programm der Reise, die bis zum Sonntag dauert. Äußerungen mehrerer katholischer Bischöfe zu den Lebensbedingungen der Palästinenser hatten im Februar massive Proteste jüdischer Organisationen hervorgerufen.

Lesen Sie hier unsere Berichterstattung über die Reise der katholischen Bischöfe ins Heilige Land im Februar.