Bischöfe tagen bis Freitag bei Frühjahrsvollversammlung - Erzbischof betont Wahlfreiheit bei Kinderbetreuung

Familienpolitik und Reformen in Bistümern

Die katholischen Bischöfe Deutschlands kommen ab Dienstag zu ihrer traditionellen Frühjahrsvollversammlung im schwäbischen Kloster Reute zusammen. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen familienpolitische Themen. Außerdem: die Reformprozesse, mit denen die Bistümer auf sinkende Kirchensteuern, abnehmende Katholikenzahlen und die geringer werdende Zahl der Priester reagieren. - Noch vor dem Treffen hat sich Hamburgs Erzbischof Thissen in die Kinderkrippen-Diskussion eingeschaltet.

 (DR)

Bis Freitag wollen die 71 Bischöfe, Weihbischöfe und Diözesanadministratoren unter anderem über familienpolitische Fragestellungen wie den Ausbau des Betreuungsangebots für Kinder unter drei Jahren und eine familiengerechte Rentenreform beraten.

Bei einem Studientag geht es am Mittwoch um die Reformprozesse, mit denen die 27 Bistümer auf sinkende Kirchensteuern, abnehmende Katholikenzahlen und die geringer werdende Zahl der Priester reagieren. Die Bischöfe wollen eine Zwischenbilanz der unterschiedlichen Ansätze ziehen und dabei auch nach den Chancen und positiven Veränderungen für die katholische Kirche fragen.

Zudem will sich die Frühjahrsvollversammlung mit Entwicklungen in den digitalen Medien, insbesondere der Darstellung von Gewalt und den neuen virtuellen Welten, wie Second Life, befassen. Ein weiteres Thema ist die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Theologie.

Zum Auftakt Gottesdienst
Eröffnet wird die Vollversammlung am Dienstag mit einem Gottesdienst in der Basilika in Weingarten. Die musikalische Gestaltung wird eine Besonderheit sein. Der Chor der Basilika wird in einer Uraufführung die "Missa ex A" des Benediktiners Christophorus Vogl zu Gehör bringen, der im 18. Jahrhundert in der Abtei Weingarten lebte. Erst 2006 wurden von dieser Messe in einem aufwendigen Verfahren Aufführungsmaterialien erstellt.

Die Frühjahrsvollversammlung findet traditionell in der Fastenzeit statt. In diesem Jahr wurde sie auf die Zeit nach Ostern verschoben, weil die Bischöfe Anfang März eine Pilgerreise nach Israel und Palästina unternommen hatten.

Erzbischof betont finanzielle Wahlfreiheit bei Kinderbetreuung
Im Streit um den Ausbau der Kleinkinderbetreuung hat sich der Hamburger Erzbischof Werner Thissen für eine weit reichende Wahlfreiheit der Eltern ausgesprochen. Eltern müssten "unter finanziell gleichen Gesichtspunkten" selbst entscheiden können, wie sie Kinder erziehen, sagte Thissen am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Es dürfe keine Bevorzugung der einen oder anderen Versorgung geben. "Da sind wir hellwach, dass da keine Manipulationen vorkommen", warnte der Erzbischof.

Thissen betonte, man wisse noch nicht genau, welche Auswirkungen die außerhäusliche Betreuung von unter Dreijährigen habe. Hier müssten noch Erfahrungen gesammelt werden. Die katholischen Bischöfe seien aber für die Wahlmöglichkeit. Der familienpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer (CSU), begrüßte diesen Kurs und forderte ebenso wie Thissen die finanzielle Wahlfreiheit.

Bund, Länder und Kommunen hatten sich Anfang April auf das Ziel verständigt, die Zahl der Betreuungsplätze für Kleinkinder bis 2013 auf rund 750 000 zu verdreifachen. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) will dazu am Montag im Koalitionsausschuss ihr Finanzierungskonzept vorstellen.