Kardinal Lehmann warnt vor "falschen Tönen" im Krippen-Streit - Herausforderung Ökumene

Staat soll nicht in Privatsphäre der Familien hineinregieren

Vor "falschen Tönen" in der Debatte um Krippenplätze für Kleinkinder hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, gewarnt. Viele Familien seien auf einen Betreuungsplatz angewiesen, weil beide Eltern berufstätig seien, sagte der Mainzer Bischof im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks. Wenn diesen ein Angebot gemacht werden könne, damit sie sich eher für Kinder entschließen könnten, könne das nur im Sinne der Kirche sein.

 (DR)

Zugleich wandte sich Lehmann gegen Bestrebungen, "dass der Staat zu viel in die Privatsphäre der Eltern und der Familien hineinregiert". Hilfen könnten auch eine Handhabe werden, um Macht auszuüben. Deshalb sei der Streit über diese Fragen nicht überflüssig. Weiter betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, die Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen allein führe nicht zu einer größeren Zahl von Kindern. Dafür seien viele andere Voraussetzungen und Grundhaltungen notwendig. Die Menschen müssten ein eigenes Vertrauen in die Zukunft haben.

Gegen Müdigkeit im ökumenischen Bereich ankämpfen
Lehmann rief die Kirchen dazu auf, "gegen die Müdigkeit im ökumenischen Bereich" anzukämpfen. Die Weiterarbeit an den "schwierigen Hürden" sei für die beiden etwa gleich großen Kirchen in Deutschland "eine auch für die Weltkirche einmalige Herausforderung und Chance", sagte Lehmann. Es gehe dabei nicht um "vernachlässigbare Kleinigkeiten", sondern "wirklich um ein geglücktes Zusammenleben der Menschen, gerade auch in den bekenntnisverschiedenen, bekenntnisverbindenden Gemeinschaften", die an Folgen litten, für die sie überhaupt keine Verantwortung trügen.

Der Mainzer Bischof hob hervor, dass in den vergangenen 40 Jahren in der Ökumene "ungeheuer viel erreicht" worden sei. Unter Hinweis auf seine zahlreichen ökumenischen Termine und den häufigen Kontakt mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, fügte Lehmann hinzu, er könne die Ansicht, "dass nichts geschieht", nicht teilen. Vieles gehöre "zum selbstverständlichen Alltag".