Osternacht im Kölner Dom - Predigt hier als Video, Audio und Text

Aufruf zur Beichte

domradio übertrug aus dem Hohen Dom zu Köln das nächtliche Pontifikalamt mit Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. In seiner Predigt forderte der Erzbischof die Gläubigen zur Beichte auf und erinnerte sich an seine Erstbeichte: "Mein Erstbeichttag gehört zu den lichtvollsten Tagen meines Lebens." Hier finden Sie den Ablauf der Feier und hier den Predigttext.

 (DR)

Die Liturgie der Osternacht ist reich an Symbolen, die das unsichtbare Ereignis der Auferstehung sinnenfällig werden lassen. In den Bildern von Licht und Dunkel, Nacht und Stern dürfen die Gläubigen ihren eigenen Vorstellungen vom unvorstellbaren Ostergeschehen Raum geben.

Erste Lesung
Die Geschichte der Schöpfung, wie sie hier vorgetragen wird, ist ein Lobgesang auf das Dasein. Alle Elemente des Lebens, so heißt es hier, sind gut und nach Gottes Willen geschaffen. Besonders eindrucksvoll ist an diesem Text, dass er von Israeliten geschrieben wurde, die durch die Not von Krieg und Exil hindurch die Weisheit ihres Gottes bekennen wollen. Sie, und wir mit ihnen, vertrauen darauf, dass Gottes Hand von Anbeginn an alles gut geordnet hat.

Zweite Lesung
Das Leben mit Gott beansprucht den Menschen in seiner ganzen Existenz. Die Bindung Isaaks, die Gott von Abraham verlangt, ist eine wahre Herausforderung. Sie droht eine Familie zu zerstören, die wider alle Wahrscheinlichkeit entstanden ist. Wie sollen wir handeln, wenn wir Gottes Willen nicht begreifen? Gegen unseren Willen? Eine jüdische Auslegung von Gen 22 zeigt uns den Weg. Dort werden Gott und Abraham entlastet durch den jungen Isaak selbst, der sich, gerade volljährig geworden, freiwillig der Weisung Gottes unterstellt. Eine solche Interpretation macht den Menschen Isaak zum Mittelpunkt der Geschichte und erlaubt es, statt eines Menschenopfers die freie Treue von Vater und Sohn zu sehen. Im Mittelpunkt steht der Mensch, das befreite Ebenbild Gottes.

Dritte Lesung
Das Leben ist Wagnis und Hoffnung. In der Erzählung vom Auszug aus Ägypten besitzt Israel ein eindrucksvolles Beispiel lebenslanger Pilgerschaft. Das kleine Volk Israel flieht vor der übermächtigen Weltmacht Ägypten durch die Tiefen des Meeres. Siegreich ist nicht, wer über schwere Waffen verfügt, sondern wer den Gerechten auf seiner Seite weiß. Diese Aussage, gekleidet in einen Gründungstext des Judentums, bestärkt auch Christusgläubige in ihrer Hoffnung auf Gerechtigkeit.

Vierte Lesung
Das Leben hinterlässt Spuren in den Gesichtern der Menschen. Seht nur die Frau Israel mit all ihrem Kummer aus zwei Vertreibungen! Doch Gott liebt sie und erneuert seinen Treuebund mit ihr. Dass Gott Trost will für sein Volk Israel, trotz dessen Schwachheit und Fehlern, davon ist das Prophetenbuch Jesaja, das dieses schöne Bild der Liebenden komponiert hat, überzeugt. Gott gibt die Geborgenheit, die der Mensch benötigt, um an ein Leben in Frieden zu glauben. So schafft Gott selbst das Fundament für eine menschliche Zukunft in Gerechtigkeit.

Fünfte Lesung
Wie ein roter Faden, der immer offensichtlicher wird, zeigt sich in den Lesungen der Osternacht die Treue Gottes als bleibende Einladung zur Heimkehr. Gottes Bund steht im Zeichen der Beständigkeit. Um Zion wiederherzustellen, braucht es einzig und allein die Einsicht, dass die Möglichkeiten des Menschen begrenzt sind und dass er einer größeren Schöpferkraft bedarf. Das Jesaja-Buch ist voller Geschichten, die vor Augen führen, wie die menschliche Selbstherrlichkeit Menschen in die Katastrophe geführt hat. Ließe sich dieses Buch nicht bis heute weiter schreiben?

Sechste Lesung
Wenn auch die Originalsprache und Abfassungszeit des Buches Baruch im Dunkeln liegen, so ist doch sein Anliegen klar zu sehen: Baruch verbindet biblische Traditionen, verknüpft Themen der Bücher Jeremia, Ijob, Sprüche, des Deuteronomiums und der Psalmen zu einer langen Rede über die Weisheit des Gesetzes. Dem Volk im Exil ruft Baruch zu, es solle die Gebote des Lebens halten, gleich, wo es auch sei, ob in der Heimat oder im Feindesland. Das Buch Baruch sucht nicht die Originalität, sondern die Vergewisserung am Wesentlichen, an der Tora. Nur die Weisung dessen, der mit Weisheit die Erde gegründet hat, ermöglicht ein gutes Zusammenleben.

Siebte Lesung
Schlimmer und zugleich glücklicher kann es mit einem Volk nicht gehen. Im Wort Jahwes, wie es Ezechiel verkündet, zeigt sich die ganze Schwäche und Unreinheit Israels. Obwohl das Volk bereits im Besitz von Jahwes Geboten ist, die es unterstützen sollen ein gerechtes Leben zu führen, tut es Unrecht und entweiht sich und den Namen Gottes. Doch damit soll nach der Prophetie des Ezechiel nun Schluss sein. Um der Heiligung seines eigenen Namens und um des Volkes willen, das wieder und wieder an sich selbst scheitert, will ihm Gott Rettung zuteil werden lassen. Wie sieht diese Rettung aus? Gott verlangt vom Menschen, Mensch zu werden. Die berührende Antwort Jahwes durch den Mund des Propheten lautet: „Ich schenke euch ein neues Herz, ein Herz aus Fleisch statt eures kalten steinernen Herzens."

Epistel
Die Osternacht war in der alten Kirche ein bevorzugtes Datum für die Aufnahme in die Kirche. Der Brauch, die Erneuerung des Menschen durch Taufen in der Osternacht zu feiern, kehrt heute wieder zurück. Für Täuflinge und Gemeinde ist dies ein besonderes Geschenk. Für alle in der Gemeinde wird durch eine Taufe in dieser Nacht die Bedeutung der eigenen Taufe sinnenfällig. Dass mit der Taufe eine neue Wirklichkeit beginnt, können die Täuflinge am heilsgeschichtlichen Ursprungsort erfahren. Auf Christi Tod getauft, glauben wir, dass die Erneuerung unserer Herzen uns über den Tod hinaus weist.

Evangelium
Jesus von Nazaret ist nicht nur Erinnerung, sondern lebendige Wirklichkeit. Die Frauen, die in aller Frühe zum Grab gehen, werden als Erste mit dieser Wahrheit konfrontiert. Sie wollen den Leichnam salben und finden ein leeres Grab. Vor den Fremden, die versuchen, ihnen die Augen zu öffnen, erschrecken sie ebenso wie vor der Tatsache, dass hier Unerhörtes in Gang ist. Glauben verlangt den Mut von der herrschenden Logik abzuweichen. Die Jünger, die den Bericht der Frauen für Geschwätz halten, zeigen diesen Mut nicht.

(Quelle: "Messbuch" Butzon und Bercker)

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