Filmemacher und Theologen ringen um die biblische Tradition

Hollywood und die Faszination Jesus

Beinahe so regelmäßig, wie Christen Ostern feiern, erscheinen werbeträchtige Romane oder Filme, die die kirchliche Überlieferung in Frage stellen. Waren es in den vergangenen Jahren Bestseller wie Dan Browns "Sakrileg" oder Michael Baigents "Die Gottesmacher", so rühren dieses Jahr die Filmemacher James Cameron ("Titanic") und Simcha Jacobovici an die Wurzel des christlichen Glaubens. Ihnen zufolge überlebte Jesus von Nazareth die Kreuzigung und musste daher auch nicht auferstehen.

 (DR)

Wissenschaftler hingegen lehnen die Spekulation ab
Der Fund eines antiken Grabes in Jerusalem widerlegt angeblich die Osterberichte der biblischen Evangelien. So stellt es der Film "Das Jesus-Grab" dar, der in Deutschland an Karfreitag von ProSieben ausgestrahlt wird. 1980 wurde in Jerusalem eine Grabkammer entdeckt, in der zehn Ossuare (Knochenkästen) standen. Sechs davon sind mit Namen beschriftet, die die Filmemacher in Aufregung versetzten.

Die Inschriften lauten: Maria; Jose (Josef); Jeschua (Jesus), Sohn des Josef; Mariamene (Maria), auch genannt Mara; Matia (Matthäus) und Jehuda, Sohn des Jeschua. Dies müsse das Familiengrab von Jesus sein, der offenbar mit Maria von Magdala verheiratet gewesen sei und mit ihr einen Sohn gehabt habe, reimen sich die Filmemacher zusammen.
Wissenschaftler hingegen lehnen in großer Mehrheit die Spekulation ab.

Theologen sehnen sich nach mehr Eindeutigkeit
Die Namen gehörten zu den häufigsten der damaligen Zeit, erklärt der Biblische Archäologe Wolfgang Zwickel aus Mainz. Deren gemeinsames Auftreten sei, anders als im Film behauptet, überhaupt nicht ungewöhnlich. Außerdem habe die Familie Jesu den Evangelien zufolge in Galiläa gelebt. Schließlich weise eine sehr alte und zuverlässige Überlieferung darauf hin, dass die Jerusalemer Grabeskirche an dem Ort des Grabes Jesu stehe.

Doch wo Bestseller-Autoren der Vorstellungskraft freien Lauf lassen, sehnen sich auch Theologen nach mehr Eindeutigkeit. Seit der Aufklärung haben Wissenschaftler über die historische Echtheit der Berichte vom leeren Grab gestritten und darüber, wie die Auferstehung Jesu zu verstehen sei. Moderne Theologen haben Trost in der Erkenntnis gefunden, dass es unerheblich sei, wie die Auferstehung stattgefunden hat. Grundlegend für den Glauben sei allein, dass Jesus auferstanden ist.

Mehr verrät auch der älteste Bericht von der Auferstehung nicht.
Paulus belässt es in seinem Brief an die Korinther bei der Feststellung, dass Jesus "begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tage" (15,4). Danach benennt er die Augenzeugen. Außerdem würde sich auch der Apostel an Knochenfunden nicht stören. Paulus unterscheidet zwischen dem "natürlichen Leib" und einem "geistlichen Leib", der zur Auferstehung gerufen wird (15,44).

"Die Wahrheit der Bibel wird nicht von der Forschung bewiesen"
Das leere Grab der Ostergeschichten sei ein "missdeutbares Zeichen", schreibt der Heidelberger Theologe Wilfried Härle in der Zeitschrift "zeitzeichen" (April-Ausgabe). Die Erzählungen könnten dazu verleiten, die Auferstehung Jesu mit der Wiederbelebung eines Verstorbenen zu verwechseln. Der Osterglaube entsteht Härle zufolge im Neuen Testament nicht durch das Auffinden des leeren Grabes, sondern durch die Verkündigung der Engel oder Jünglinge im Grab und vor allem durch die Erscheinungen des Auferstandenen.

Keinen Zweifel lässt Urzeuge Paulus an der Bedeutung der Osterbotschaft: "Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden" (15,17). Die Wahrheit der Bibel werde nicht von der Forschung bewiesen, heißt es in kirchlichen Stellungnahmen. Die Wahrheit zeige sich im alltäglichen Gebrauch, im Beten, im Gottesdienst sowie als Trostbuch im Leid.