Tausende Christen feiern Ostern im Heiligen Land

Neue Visionen für die Zukunft der Region

Zehntausende Christen haben am Osterwochenende in Jerusalem die Auferstehung Jesu gefeiert. Beim Gottesdienst der römischen Katholiken in der Grabeskirche forderte der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, neue Visionen für die Zukunft der Region. Während der Osterfeuer-Zeremonie der orthodoxen Christen füllten am Samstag Tausende die Kirche, um mit dem Osterfeuer Kerzen zu entzünden. Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen hatte die Polizei zeitweise Mühe, die drängenden Menschen unter Kontrolle zu behalten.

 (DR)

Die Predigt während des von Hunderten einheimischen Christen, Ordensleuten und Pilgern besuchten Ostersonntags-Gottesdienstes stellte Sabbah unter das Thema Frieden und Neubeginn. Er erinnerte an den Beginn der israelischen Besetzung der palästinensischen Gebiete vor 40 Jahren und beklagte die Ohnmacht der beiden Völker, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen: "Bis zum heutigen Tag hat die Unterdrückung Gewalt hervorgebracht und die Gewalt führt zu mehr Unterdrückung", sagte er. Die "Verweigerung der gegenseitigen Anerkennung" müsse beendet werden. Dann, so Sabbah, werde das "Werk der Auferstehung und des neuen Lebens in diesem Land beginnen."

Karfreitag: Pilgern auf der Via Dolorosa
Tausende von Christen aus aller Welt hatten den Karfreitag in Jerusalem begangen. Sie füllten die historische Altstadt und folgten der "Via Dolorosa", dem Weg Jesu zur Kreuzigung. Viele trugen hölzerne Kreuze in Erinnerung an sein Leiden. Wie israelische Medien berichteten, führte die Abschwächung der Unruhen in Nahost dieses Jahr zu einem deutlichen Anstieg der Touristenzahlen im Heiligen Land.

Vor allem Pilger aus USA, Indien und Südkorea
Mehr als 100.000 Passagiere seien allein an einem Tag der vergangenen Woche auf dem Ben-Gurion-Airport, dem wichtigstem und größten Flughafen Israels, abgefertigt worden, hieß es weiter. Die israelischen Häfen seien wieder zunehmend Ziel von Luxuskreuzfahrtschiffen. Nach Angaben der "Jerusalem Post" sind zu den Osterfeiertagen vor allem Pilger aus den USA, Indien, Südkorea, den Philippinen und Russland angereist, darunter zahlreiche Kirchenvertreter aus nahezu allen christlichen Traditionen.

Gesang und Gebet in allen Sprachen der Welt begleiteten die Kreuzwegprozessionen. In diesem Jahr feiern alle christlichen Kirchen gleichzeitig das Osterfest. In der Regel begehen die orthodoxe Ostkirche und die westliche Christenheit mit einigen Wochen Abstand Ostern. Grund sind unterschiedliche Festkalender. Mit der Karwoche überschneidet sich auch das jüdische Passahfest, während gleichzeitig muslimische Prozessionen durch die Altstadt Jerusalems ziehen.

Zum Karsamstag mit noch größeren Ansturm gerechnet
Die Via Dolorosa beginnt im muslimischen Viertel Jerusalems und endet im christlichen, in der Grabeskirche. Der gepflasterte Weg mit den vielen Stufen geht an den 14 Kreuzwegstationen vorbei, die Pilger aus aller Welt passieren. Wo genau der letzte Leidensweg Jesu verlaufen ist, ist heute nicht mehr festzustellen. Ausgangspunkt und Ziel sind jedoch wahrscheinlich historisch korrekt: Die Burg Antonia, in der Jesus von Pontius Pilatus zum Tode verurteilt wurde, und der Berg Golgatha, die alte Hinrichtungsstätte mitten in einem Steinbruch vor den Toren der Stadt.

Zum Karsamstag wurde mit einem noch größeren Ansturm gerechnet, wenn sich christliche Pilger und Neugierige zur traditionellen orthodoxen Zeremonie um das heilige Feuer aus dem Grab Christi drängen. Viele warten die ganze Nacht hindurch. In früheren Jahren kam es dabei zu chaotischen Szenen. Wie im Vorjahr sollen wieder Eintrittskarten den Andrang regeln. Nach dem Glauben der orthodoxen Christen entzündet sich in der Osternacht auf dem Grab Christi auf geheimnisvolle Weise ein Feuer, das dann vom Patriarchen oder seinen Helfern hinausgetragen wird.