Herausgeber weisen Kritik an "Bibel in gerechter Sprache" zurück

Droht nun ein Protestantenstreit?

Die Herausgeber der "Bibel in gerechter Sprache" haben Kritik aus Kirchenkreisen entschieden zurückgewiesen. Sie verwahren sich in einer Erklärung gegen Versuche, "uns als nicht auf dem Boden des christlichen Bekenntnisses stehend oder als häretisch auszuscheiden. Wir haben keine Dogmatik geschrieben, sondern die biblischen Bücher übersetzt", betonten die Herausgeber weiter. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte vor wenigen Tagen vom Gebrauch dieser Übertragung im Gottesdienst abgeraten.

 (DR)

Die neue Übersetzung bringe keine vorgefassten Meinungen in die Texte ein, sondern kläre und verdeutliche den Text sachgemäß, betonten die Herausgeber. Ziel sei es gewesen, mit der Sprache die damaligen sozialen Gegebenheiten verstehbar zu machen. Auch sei so übersetzt worden, dass keine Antijudaismen eingebracht oder verstärkt würden.

Deutlich gemacht werde zudem, dass Frauen vielfach in grammatisch maskuline und griechische Formulierungen einbezogen seien. Grundlage für die Übersetzungsarbeit sei die biblische Position, dass Frauen und Männer gleichermaßen Ebenbilder Gottes seien, erläuterten die Herausgeber. Berücksichtigt worden sei auch, dass das Neue Testament die bleibende Erwählung Israels durch Gott nicht in Frage stelle. Immer mehr Menschen nähmen inzwischen wahr, "dass die biblischen Schriften längst nicht so frauenfeindlich, antijüdisch und rein spiritualisierend zu verstehen sind", erklärten die Herausgeber.

Der Rat der EKD hatte vor wenigen Tagen betont, dass die Lutherbibel der maßgebliche Bibeltext der evangelischen Kirche für Gottesdienst, Unterricht und Seelsorge bleibe. Die "Bibel in gerechter Sprache" könne jedoch die Lutherbibel ergänzen und die Heilige Schrift einer breiteren Hörer- und Leserschaft erschließen, erklärte die EKD und würdigte das Engagement der Initiative.

In einem fünfjährigen Projekt hatten mehr als 50 Frauen und Männer die Bibel anhand von Erkenntnissen der Geschlechterforschung, der Befreiungstheologie und des christlich-jüdischen Dialogs neu übersetzt. Das 2.400-Seiten-Buch wurde im vergangenen Oktober vorgestellt und ist bereits in der dritten Auflage auf dem Markt.