Hunderte Tote bei heftigsten Gefechten in Mogadischu seit Jahren - Äthiopien verstärkt Truppen

Blutbad gegen Zivilisten

Die seit Jahren heftigsten Gefechte in Somalias Hauptstadt Mogadischu sind am Wochenende unvermindert heftig weitergegangen. Die äthiopische Armee, die auf Seiten der somalischen Übergangsregierung gegen regierungsfeindliche Milizen kämpft, verstärkte am Sonntag ihre Truppen. Ein Sprecher des mächtigen Hawiye-Clans sprach von einem "Blutbad gegen Zivilisten". Schätzungen zufolge sind seit Beginn einer äthiopischen Offensive am Donnerstag mehr als 200 Menschen getötet worden, unter ihnen viele Zivilisten.

 (DR)

Das Internationale Rote Kreuz nannte die Kämpfe die schwersten seit der Vertreibung des Diktators Siad Barre 1991. Tausende Menschen flohen am Wochenende aus Mogadischu. Die Zahl der Verletzten ging in die Hunderte. Die Ärzte in den wenigen Krankenhäusern waren überlastet. Allein im Medina-Hospital seien seit Donnerstag mehr als 380 Verletzte aufgenommen worden, berichtete ein Mediziner im britischen Rundfunksender BBC. "Wir haben nur die Hälfte unserer Chirurgen hier, und die haben seit drei Tagen ohne Pause operiert."

Mehrere Wohnviertel Mogadischus, in denen sich Anhänger der im Dezember vertriebenen "Union islamischer Gerichtshöfe" versteckt halten sollen, standen am Wochenende unter permanentem Beschuss. Der Präsidentenpalast, der von Friedenstruppen unter Mandat der Afrikanischen Union bewacht wird, wurde von mehreren Raketen getroffen. Ein ugandischer Soldat kam bei dem Angriff ums Leben.

Der Sprecher des stärksten Clans in Mogadischu, der Hawiye, Achmed Dirie Ali, warf äthiopischen Truppen im Radiosender Shabelle ein "Massaker an der Bevölkerung" vor. Er warnte, sein Clan werde die Angriffe der äthiopischen Truppen nicht akzeptieren. Zahlreiche der Milizen, die gegen die regierungstreue Koalition kämpfen, sind vermutlich Clan-Milizen der Hawiye. Zugleich erklärte Dirie, sein Clan sei bereit, an Gesprächen über ein Ende der Kämpfe mitzuwirken.

Augenzeugen in Belet Huen nahe der äthiopischen Grenze berichteten, mindestens eine äthiopische Einheit mit schweren Panzerfahrzeugen habe die Grenze in Richtung Mogadischu überquert. Auch aus Afgoye, 30 Kilometer von Mogadischu entfernt, wurde ein Konvoi mit 40 Militärlastwagen gemeldet, der sich auf die Stadt zubewegte.

Trotz der Kämpfe Hoffnung auf Frieden
Der auch für Somalia zuständige US-Botschafter in Kenia, Michael Ranneberger, verteidigte die Gefechte als Teil des globalen Anti- Terror-Kampfes. Die bekämpften Islamisten seien Verbündete des Terrornetzwerkes El Kaida. "Trotz der Kämpfe hat Somalia die beste Chance seit Jahrzehnten auf einen dauerhaften Frieden", so der US-Diplomat.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch erhob unterdessen schwere Vorwürfe gegen Kenia, Äthiopien und den USA. Die Regierungen der drei Staaten hätten gemeinsam Flüchtlinge aus Somalia unter angeblichem Terrorverdacht verhaftet, deportiert und an geheimen Orten festgehalten. Mindestens 85 Flüchtlinge seien seit Dezember an der kenianisch-somalischen Grenze verhaftet und ohne Rechtsgrundlage der äthiopischen Armee ausgeliefert worden. Von den Deportierten fehle seitdem jede Spur.