Jeden Tag sterben 4.400 Menschen an Tuberkulose - Hilfsorganisationen fordern verstärkten Kampf

Die unterschätzte Gefahr

Jeden Tag sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 4.400 Menschen an Tuberkulose. Vor allem in Entwicklungsländern gehöre die infektiöse Lungenkrankheit trotz massiver Anstrengungen noch immer zu den gefährlichsten Seuchen weltweit, teilte die UN-Organisation am Donnerstag in Genf mit.
Gesundheits- und Hilfsorganisationen forderten eine Verstärkung der weltweiten Tuberkulose-Bekämpfung.

 (DR)

Das Motto des Welttuberkulosetags am Samstag "Tuberkulose irgendwo, Tuberkulose überall" erinnere daran, das globale Anstrengungen notwendig seien, um die andauernde Gesundheitskrise zu bekämpfen, sagte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters, in Berlin. Im Jahr 2005 starben laut WHO insgesamt 1,6 Millionen Tuberkulose-Patienten. Weltweit lebten im Jahr 2005 rund 14 Millionen Menschen mit der gefährlichen Krankheit.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erklärte, besonders die Entwicklung von Medikamentenresistenzen sei Besorgnis erregend. Bei der Eröffnung eines internationalen Symposiums in Berlin sagte sie, vorrangig müsse die ansteckende Krankheit derzeit in Osteuropa bekämpft werden. Schätzungsweise ein Drittel der Weltbevölkerung hat den TB-Erreger in sich. Die Krankheit bricht jedoch nur bei mangelnder Ernährung, schlechter Hygiene oder einer Immunschwäche durch das HI-Virus aus.

Die WHO appellierte an die Staaten, mehr Gelder für den Kampf gegen Tuberkulose bereit zu stellen. Für den Globalen Plan zum Stopp der Tuberkulose, der von 2006 bis 2015 laufe, fehlten immer noch 31 Millionen US-Dollar. Auch die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe und das 2006 gegründete Koch-Metschnikow-Forum sprachen sich für eine Verstärkung der Tuberkulose-Bekämpfung aus.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen forderte größere Anstrengungen zur Forschung und Entwicklung neuer Medikamente und Diagnose-Tests. "Wir brauchen unbedingt neue Instrumente und zwar sofort", erklärte der Leiter der Medikamentenkampagne, Tido von Schön-Angerer. Mit den gängigen Methoden ließen sich die zunehmenden Fälle der oft tödlich verlaufenden vielfach resistenten Tuberkulose nicht bekämpfen.

Auch in Deutschland noch ein Problem
In Deutschland sind die Tuberkulose-Fälle seit Jahren rückläufig. 2005 seien 6.045 Erkrankungen registriert worden, teilte das Robert Koch-Institut mit. Bei der Schwere der Erkrankung und einer Therapiedauer von mindestens sechs Monaten sei dies "keine kleine Zahl", erklärte der Präsident des Instituts Reinhard Kurth. 188 Menschen seien 2005 an der Infektions-Krankheit gestorben. Der Deutsche Berufsverband Pflegeberufe erklärte, Deutschland wiege sich in falscher Sicherheit.

Mit dem Welttuberkulosetag wird jährlich an die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers durch den deutschen Immunologen Robert Koch erinnert. Er hatte seine Studie zum Mycobacterium tuberculosis am 24. März 1882 bekannt gemacht und dafür 1905 den Medizin-Nobelpreis erhalten. Tuberkulose ist eine der ältesten Plagen der Menschheit und war eine der häufigsten Todesursachen unter den Armen des 19.
Jahrhunderts.