Hochrangige Kirchenvertreter rufen zur Ökumene auf

"Konfessionalistische Grabenkämpfe können wir uns nicht leisten"

Hochrangige katholische, evangelische und orthodoxe Kirchenvertreter haben die Christen dazu aufgerufen, im ökumenischen Engagement nicht nachzulassen. Bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik am Freitagabend in Paderborn unterstrichen die Bischöfe und Geistlichen die Bedeutung des Dialogs der Kirchen. "Neue konfessionalistische Grabenkämpfe können wir uns nicht leisten", warnte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kurienkardinal Walter Kasper.

 (DR)

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der evangelische Bischof Friedrich Weber, rief die Konfessionen dazu auf, sich um besseres gegenseitiges Verstehen zu bemühen und die besonderen Prägungen der anderen besser wahrzunehmen. Metropolit Augoustinos von Deutschland appellierte im Jubiläumsgottesdienst an die Christen, "einander in Achtung zu begegnen und bestehende Vorurteile abzubauen". Papst Benedikt XVI. würdigte in einem Grußwort den "gewichtigen" Beitrag des Möhler-Instituts zum ökumenischen Fortschritt. "Dieses Erbe verpflichtet", so der Papst.

Vorreiter-Rolle
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hoben die Vorreiter-Rolle der Forschungsstelle hervor. Durch die Beteiligung an nationalen und internationalen Dialoggremien, durch wissenschaftliche Arbeiten sowie Fortbildungen für Ökumene-Mitarbeiter aller Diözesen habe das Haus das christliche Miteinander befördert. Es helfe regelmäßig, Missverständnisse abzubauen. Lehmann erinnerte an den Institutsgründer, den Paderborner Erzbischof Lorenz Jaeger. Dieser habe schon 1941 den Willen bekundet, Misstrauen und Eifersüchteleien zwischen den Konfessionen abzubauen.

Kurienkardinal Kasper sprach in seinem Festvortrag von einer Krise der Ökumene. In vier Jahrzehnten seien zwar "enorme Fortschritte" erzielt worden. Doch jetzt fehle das gemeinsame Ziel. "Bisher galt die sichtbare Einheit der Kirche über die Konfessionsgrenzen hinweg als Ziel", sagte der Präsident des Einheitsrates. Inzwischen wollten viele aber nur noch eine "gegenseitige Anerkennung der faktisch bestehenden Kirchen".
Kasper: "Für die katholische Kirche kann dies kein Weg sein."

Feierlichkeiten im Dom
An den Feierlichkeiten im Dom und in Schloss Neuhaus nahmen zahlreiche weitere Kirchenvertreter teil, die teils im Beirat des Instituts saßen oder sitzen. Dem Gremium gehörte zeitweise auch der frühere Theologieprofessor Joseph Ratzinger an. Unter den Gästen waren der zweite Institutsdirektor und spätere Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele, der polnische Erzbischof von Opole (Oppeln), Alfons Nossol, und die katholischen Bischöfe von Aachen, Erfurt und Osnabrück, Heinrich Mussinghoff, Joachim Wanke und Franz-Josef Bode. Teilnehmer waren auch der Bischof des Koptisch-orthodoxen Patriarchats, Damian el Amba Beshoy, der westfälische Präses Alfred Buß und der frühere Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Walter Klaiber.

Zum Abschluss wurde im Historischen Museum im Marstall von Schloss Neuhaus eine Ausstellung "Einheit der Christen: Wunsch oder Wirklichkeit?" eröffnet. Sie beschäftigt sich mit der Geschichte der Ökumene und des Instituts und läuft bis zum 17.
Juni. Das Institut ist nach dem Tübinger Theologen Johann Adam Möhler (1796-1838) benannt, der die Erforschung konfessioneller Lehrunterschiede in der katholischen Kirche ins Leben gerufen hat. Die Einrichtung verfügt über die weltweit größte Spezialbibliothek für Ökumene mit 160.000 Bänden. Erzbischof Jaeger gründete sie 1957 im Auftrag der Bischofskonferenz.