Kirche kritisiert Entlassungen trotz hoher Gewinne

49.500 Jugendliche ohne Ausbildung

Die katholische Kirche kritisiert Unternehmen, die trotz hoher Gewinne Mitarbeiter entlassen. "Damit habe ich große Schwierigkeiten", sagte Jugendbischof Franz-Josef Bode am Mittwoch in Dortmund zum Auftakt eines bundesweiten Aktionstages gegen Jugendarbeitslosigkeit. Die hohe Zahl Arbeitssuchender dürfe angesichts der Konjunktur nicht verharmlost werden.

 (DR)

Auf die Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen müsse aufmerksam gemacht werden, unterstrich der Vorsitzende der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Dazu diene der erste deutschlandweite "Josefstag" am Montag, bei dem Bischöfe und andere leitende Kirchenvertreter aus allen Diözesen Berufshilfeeinrichtungen besuchen.

Die stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ingrid Sehrbrock, lobte bei der Eröffnungsveranstaltung die "exzellente Arbeit" kirchlicher Berufshilfeeinrichtungen. Was dort für benachteiligte junge Menschen getan werde, nehme die Öffentlichkeit zu wenig wahr. Sie schaue immer nur auf die Zahl fehlender Ausbildungsplätze. Die Kirche betreut in insgesamt 300 Einrichtungen gut 30.000 Jugendliche ohne Schulabschluss. Die Mitarbeiter helfen bei Berufswahl und Bewerbungen, bilden in Lehrberufen aus und ermöglichen Weiterqualifizierungen.

Der "Josefstag" findet am Fest des Schutzpatrons der Arbeiter und Jugendlichen am 19. März statt. Die Kirchenvertreter wollen dabei benachteiligte Jugendliche kennen lernen und ihnen bei der Arbeit helfen. "Damit bringen wir unsere Wertschätzung zum Ausdruck", so Bode. "Denn jeder Mensch hat nicht nur einen Marktwert, sondern auch einen Selbstwert." Das Motto lautet "Jugend braucht Perspektive". Als Vorbild diente der "Tag des sozialen Engagements" beim Weltjugendtag mit Papst Benedikt XVI. im Jahr
2005 in Köln.

Meisner besucht benachteiligte Jugendliche
Bode will in einer Werkstatt für Metallbau und Tischlerei in Osnabrück mitarbeiten. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner wird bereits am Sonntag eine Anlaufstelle für sozial benachteiligte Jugendliche in Solingen besuchen. Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen geht zu einer Qualifizierungsstelle für junge Migranten.

Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke wird im Kolping-Bildungszentrum Weißenburg Hand anlegen. Der Essener Generalvikar Hans-Werner Thönnes pflanzt mit Jugendlichen Blumen.

Initiatoren der Aktion sind der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) und die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz (afj). Der Vorsitzende der BAG KJS, Pater Franz-Ulrich Otto, betonte, dass noch nie so viele junge Menschen in Deutschland eine Ausbildung gesucht hätten wie heute. Ihre Zahl liege bei 49.500 Personen. Hinzu kämen gut 450.000 unter 25-Jährige, die eine Stelle suchen. Oft seien sie unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen und bräuchten "mehr als nur zwei Chancen", in den Arbeitsmarkt zu kommen.