Kamphaus: Müssen neoliberalem Trend entgegentreten

Kirchen warnen vor Abbau sozialer Standards

Kirchen und Gewerkschaften müssen sich nach Auffassung des früheren Limburger Bischofs Franz Kamphaus entschieden gegen neoliberale Tendenzen engagieren. Auch die Gewerkschaften müssten es sich zum zentralen Thema machen, Europa sozial zu gestalten, sagte Kamphaus am Dienstag in Berlin beim Europäischen Sozialstaatskongress des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

 (DR)

Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, erklärte, ein Gesellschaftsmodell nach dem Vorbild der USA müsse in Deutschland unbedingt vermieden werden. Zudem forderte er, die Option für die Armen um die Option für die Umwelt zu ergänzen. Dies dürfe nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Kamphaus kritisierte die so genannte Lissabon-Strategie der EU.
Darin werde die Wettbewerbsfähigkeit zum obersten Ziel der EU-Politik erklärt, dem alles andere dienen müsse. Es komme jedoch entscheidend darauf an, dass die Politik bestimme, was die Ökonomie zu tun habe, und nicht umgekehrt, betonte der katholische Bischof. Der Sozialstaat sei kein "Anhängsel", das nach Belieben verschlankt werden könne, sondern habe einen eigenen moralischen Wert. Mit Nachdruck forderte Kamphaus, Kirchen und Gewerkschaften hätten die Pflicht und Schuldigkeit, dass keine Festung Europa entstehe. Europas Grenzen müssten vielmehr für Menschen aus Afrika und anderen Teilen der Welt durchlässiger werden.

Bischof würdigt Sozialwort der Kirchen
Der Altbischof lobte das vor zehn Jahren veröffentlichte so genannte Sozialwort der beiden Kirchen. Es sei ein Produkt ökumenischer Kooperation und des Zusammenwirkens mit der kirchlichen Basis. Auch heute seien die Chancen für ökumenische Zusammenarbeit "unbegrenzt", so Kamphaus.

Schneider hob hervor, für Reichtum müsse es ein Maß und für Armut eine Grenze geben. Reichtum müsse eine dienende Funktion für die gesamte Gesellschaft haben, während die Grenze der Armut die Würde des menschlichen Lebens sei. Für diese Grundsätze müssten die Kirchen in Europa ökumenisch werben. Ein Europa, das sich nicht als gemeinsamen Sozialraum verstehe, "wollen wir nicht", so Schneider wörtlich, der dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört.