Vatikan: Audienz für Putin verlief in "sehr gutem Klima"

Präsident trifft Papst

Der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei Papst Benedikt XVI. ist nach Angaben des Vatikans in "sehr gutem Klima" verlaufen. Beide Gesprächspartner hätten die guten Beziehungen betont und den beiderseitigen Willen, sie weiterzuentwickeln, so der Vatikan am Dienstagabend. Während der Papst Putin in Audienz empfing, traf der russische Außenminister Sergej Lawrow mit seinem vatikanischen Amtskollegen, Erzbischof Dominique Mamberti, und Kardinal Staatssekretär Angelo Sodano zusammen.

 (DR)

In den Gesprächen ging es laut Vatikansprecher Federico Lombardi unter anderem um die Beziehungen zwischen katholischer und russisch-orthodoxer Kirche. Themen waren zudem der Nahost-Konflikt sowie Extremismus und Intoleranz, die als eine schwere Bedrohung für das Zusammenleben der Nationen verurteilt wurden. Putin und der Papst betonten die Notwendigkeit, "Frieden zu bewahren und Verhandlungslösungen für Konflikte zu fördern".

Unterhaltung auf Deutsch
Benedikt XVI. und Putin führten die etwa 25-minütige Unterredung laut Beobachtern auf Deutsch, die anwesenden Dolmetscher mussten kaum assistieren. Als Geschenk überreichte der russische Präsident dem Kirchenoberhaupt eine Ikone des heiligen Nikolaus sowie eine katholischen Enzyklopädie in russischer Sprache. Der Papst revanchierte sich mit einem Stich des Petersplatzes aus dem 17. Jahrhundert.

Während des Empfangs von Putin durch den Papst trafen sich Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertono und der für Außenbeziehungen zuständige Erzbischof Dominique Mamberti mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow. Im Anschluss an die Visite im Vatikan war ein Arbeitsessen Putins mit Ministerpräsident Romano Prodi vorgesehen.

Keine Einladung nach Moskau
Für Putin war es bereits die dritte Visite im Vatikan, aber die erste bei Papst Benedikt. Trotz der guten Beziehungen lud er den Papst nicht nach Moskau ein. Voraussetzung für einen solchen Besuch wäre eine Begegnung zwischen dem Papst und dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, dem Moskauer Patriarchen Alexij II. Ein solches Treffen wird voraussichtlich auf neutralem Boden in Wien oder Budapest stattfinden.

Orthodoxe werfen der katholischen Kirche vor, in Russland Gläubige abzuwerben. Die katholische Bischofskonferenz des Landes schätzt die Zahl der Katholiken auf 1,5 Millionen. Die russisch-orthodoxe Kirche geht dagegen von 100.000 Katholiken aus.

Die Einrichtung von vier katholischen Diözesen in Russland und die Berufung mehrerer Polen zu Bischöfen hatte 2002 bei der staatsnahen orthodoxen Kirche heftige Proteste ausgelöst. Russland verweigerte auf dem Höhepunkt der Krise einem katholischen Bischof die Wiedereinreise. Einer Aussöhnung zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften steht zudem der Konflikt um die mit Rom unierten Ostkirchen in der Ukraine und deren Ansprüche auf enteignete Kirchengüter entgegen.

Seit der Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst im April 2005 kam es zu einer schrittweisen Annäherung zwischen Rom und Moskau. Vor wenigen Wochen kursierten bereits Gerüchte über ein angeblich bereits geplantes Treffen zwischen Benedikt und Alexij. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Walter Kasper, dementierte entsprechende Berichte, bestätigte jedoch, dass beide Seiten daran arbeiteten, die Voraussetzungen für ein solches Treffen zu schaffen.

Russisch-italienischer Gipfel in Bari
Am Nachmittag hatte bereits Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano seinen russischen Amtskollegen im römischen Quirinalspalast willkommen geheißen. Anlass der Reise Putins sind russisch-italienische Regierungsberatungen in der Adria-Stadt Bari. Bei dem Treffen am Mittwoch stehen die Situation im Nahen Osten, Energiepolitik und bilaterale Wirtschaftsbeziehungen auf dem Programm.