In Hamburg beraten Wissenschaftler den Klimawandel

Tempolimit auf der Autobahn?

Wie schnell darf in Zukunft auf deutschen Autobahnen gefahren werden? Ein Tempolimit könnte den CO2-Ausstoß um 2% verringern. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung und viele andere Fragen zum Klimaschutz werden Montag bei einer Konferenz zum globalen Klimawandel in Hamburg diskutiert. Umweltminister Sigmar Gabriel sprach sich im Vorfeld der Konferenz in der ARD gegen ein Tempolimit aus: "Wir wollen die Industriegesellschaft umbauen und nicht nur Verkehrsschilder aufbauen."

 (DR)

SPD und Grüne für Tempolimit
Fritz Kuhn, Fraktionsvorsitzender der Grünen, beharrt dagegen auf einer Geschwindigkeitsbeschränkung. Es ginge nicht darum, sich aus den Maßnahmen die zwei schönsten auszusuchen. "Alles was hilft gegen CO2-Emission müssen wir anpacken", so Fritz Kuhn. Auch der EU-Umweltkommissar Styros Dimas hatte sich für ein Tempolimit ausgesprochen:    "Eine einfache Maßnahme in Deutschland könnte ein generelles Tempolimit auf Autobahnen sein". Dies sei in den meisten EU-Staaten wie auch in den USA völlig normal.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), betonte am Montag im Deutschlandfunk, er setze sich schon seit Anfang der 80er Jahre für die Forderung nach Tempo 130 ein. Auch der Grünen-Umweltexperte Reinhard Loske machte sich für ein Tempolimit stark.

Müller verwies darauf, dass auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) unlängst betont habe, ein Tempolimit vor allem aus Gründen der Verkehrssicherheit für richtig zu halten. Unter ökologischen Gesichtspunkten sei die Wirkung allerdings "vergleichsweise gering". Gleichwohl sei der Widerstand in Deutschland gegen ein Tempolimit ein "Zeichen von Unglaubwürdigkeit in Fragen des Umweltschutzes".


Deutsche Autoindustrie herausgefordert
Auch Loske betonte, dass die tatsächliche CO2-Reduzierung durch ein Tempolimit eher gering sei. Wichtiger sei der "langfristige Effekt", sagte der Grünen-Politiker im Bayerischen Rundfunk. "Wenn Automobile auf Spitzengeschwindigkeiten von 150 ausgelegt sind und nicht mehr auf 200 oder noch mehr, dann braucht man weniger Energie, weniger Ressourcen, weniger Material - das wäre eine richtige Revolutionierung der Fahrzeugtechnik". Dies würde zu "enormen CO2-Einspareffekten führen".

"Die deutsche Autoindustrie muss jetzt konsequent auf Klimaschutz setzen", forderte auch Renate Künast, (Grüne). Ziel müsse sein, dass die Bezeichnung Made in Germany künftig für Klimaschutz und niedrige Verbrauchswerte stehe, statt für Raserei auf deutschen Autobahnen. Ansonsten werde Deutschland seine Klimaziele verfehlen und die deutschen Hersteller die Zukunftsmärkte nicht erschließen können.  

Schon nach Ostern plant die Regierung einen weiteren Klimaschutzgipfel.  Bundesforschungsministerin Annette Schavan hat dazu 200 Wissenschaftler eingeladen, um Auswege aus der Klimakatastrophe zu finden.