Kritik an Klima-Beschlüssen des EU-Gipfels

"Durchbruch" oder "Täuschung"?

Die Beschlüsse des EU-Gipfels zum Klimaschutz stoßen bei den Grünen und bei Klimaforschern auf Kritik. Es sei zwar schwierig, auf EU-Ebene zu einem Ergebnis zu kommen, sagte Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn am Samstag im Deutschlandfunk. Die vorgeschlagene Lösung sei aber dem Problem nicht angemessen. Ein Klimaforscher sprach von einer "optischen Täuschung".

 (DR)

"Optische Täuschung"
Der Klimaforscher Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie sprach in der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe) von einer "optischen Täuschung". Allein die EU-Erweiterung auf 27 Länder und der Zusammenbruch von Teilen der osteuropäischen Wirtschaft reduziere bis 2012 die Emissionen um 15 Prozent. Europa wolle seine Treibhausgase danach also nur noch um fünf Prozent reduzieren. Ehrgeiz sehe anders aus, sagte Luhmann.

Höhn warf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor, die Klimaziele durch ihre Politik zu konterkarieren, wenn die Union gleichzeitig Braunkohlekraftwerken wieder eine Chance einräume. Man müsse auf Kraftwerke setzen, die am meisten CO2 reduzieren, nämlich Gas- und Dampfkraftwerke, forderte die Grünen-Politikerin.

Ziel: CO2 bis 2020 um 20 Prozent senken
Der Energieforscher Peter Hennicke sagte der "Frankfurter Rundschau" (Samstagausgabe), das Konzept der EU zur Reduktion der Treibhausgase, zum höheren Anteil Erneuerbarer Energien und zur besseren Energieeffizienz reiche aus, um einen Richtungswechsel in der Energiepolitik einzuleiten. Die EU müsse aber alles tun, um eine Reduktion des Kohlendioxidausstoßes um 30 Prozent zu erreichen, auch wenn die USA, China und andere Schwellenländer nicht voll mitzögen.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich darauf geeinigt, den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 bis 2020 um 20 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Bei den Erneuerbaren Energien gilt ein verbindliches Ziel von 20 Prozent Anteil am Gesamtenergieverbrauch bis zum Jahr 2020.