EU-Ministerkonferenz in Bremen: Themen und Forderungen der Deutschen Aids-Stiftung im domradio-Interview

"Aids darf kein Tabu sein"

Der Kampf gegen Aids steht seit Montag im Mittelpunkt einer zweitägigen EU-Ministerkonferenz in Bremen. Unter dem Motto "Partnerschaft und Verantwortung - gemeinsam gegen HIV/Aids" werden auf der Konferenz rund 500 Teilnehmer erwartet. Mit dabei: Dr. Ulrich Heide. Hören Sie den Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Aids-Stiftung hier im domradio-Interview: "Aids darf kein Tabu sein."

 (DR)

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zu einer "neuen europäischen Offensive" im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids aufgerufen. Der Kampf gegen Aids werde auch ein Schwerpunkt der deutschen G-8-Präsidentschaft sein, kündigte die Regierungschefin am Montag zu Beginn einer EU-Ministerkonferenz in Bremen an.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erklärte, der Kampf gegen HIV und Aids könne nur in Zusammenarbeit zwischen der EU und ihren Nachbarn in Osteuropa gewonnen werden.

Die Bremer Konferenz unterstreiche, dass die Bundesregierung den Kampf gegen HIV und Aids zum gesundheitspolitischen Schwerpunktthema ihrer EU-Ratspräsidentschaft gemacht habe, betonte Merkel. Aids müsse zur Sache der Regierungschefs in Europa werden. Die Zahl der Neuinfektionen steige besonders in Osteuropa, wo bereits 1,7 Millionen Menschen Träger des HI-Virus seien. Ein dramatischer sozialer Umbruch sei dort mit knappen Finanzmitteln und Vorurteilen gegenüber den Betroffen verknüpft.

Neben den Entwicklungsländern steige auch in der EU und ihren Nachbarstaaten die Zahl der HIV-Neuinfektionen mit hoher Dynamik. Europaweit waren 2006 den Angaben zufolge 740 000 Menschen mit dem Virus infiziert. In Deutschland waren es 56 000 Menschen.

Merkel verwies zugleich darauf, dass 70 Prozent der weltweit 40 Millionen Infizierten in Afrika leben. Angesichts dieser Zahlen sei Europa aufgerufen, in weltweiter Solidarität gegen HIV und Aids vorzugehen. Das Bundeskabinett habe deshalb die Mittel zur weltweiten Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose um ein Drittel auf 400 Millionen Euro erhöht. Neben Forschungsgeldern für Impfstoffe seien verbilligte Medikamente nötig, so die Kanzlerin.

Die Konferenz wolle auch unter Beteiligung nichtstaatlicher Hilfsorganisationen zeigen, wie man der Krankheit begegnen und Leid lindern könne. "Die Dinge müssen abgestimmt werden", forderte Merkel.
Auch auf dem G-8-Gipfel im Juni in Heiligendamm solle das Thema aufgegriffen werden, versprach die Kanzlerin.

Das deutsche "Aktionsbündnis gegen Aids" hatte zuvor die Erhöhung der Mittel zur Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose begrüßt, aber zugleich erklärt, für Deutschland wäre ein Betrag von 700 Millionen Euro angemessen. Ähnlich argumentiert auch das kirchliche Hilfswerk "Brot für die Welt".

Bundesgesundheitsministerin Schmidt (SPD) rief in Bremen zur verstärkten Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Organisationen bei der Aids-Bekämpfung auf. "Das HI-Virus macht an den Grenzen nicht halt", warnte die Ministerin. An der zweitägigen Konferenz beteiligen sich Regierungsdelegationen aus mehr als 40 Ländern sowie Vertreter internationaler und nichtstaatlicher Organisationen.

Die Bundesregierung machte Aids zum gesundheitspolitischen Hauptthema im Rahmen ihrer EU-Ratspräsidentschaft. Am Montag hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Grundsatzrede (16.30 Uhr). Am Dienstag stellt Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) die Ergebnisse der Konferenz vor.