Macho-Kultur und fehlende Anerkennung verstärken Gewalt

"Abstimmung der Füße gegen die Hauptschulen "

Der Kriminologe Christian Pfeiffer hat sich für die Abschaffung der Hauptschulen ausgesprochen. Die Deklassierung der Hauptschüler und der damit verbundene Anstieg der Gewalt sei "ein ernstes Problem", sagte Pfeiffer der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). Hauptschulen verstärkten die Gewalt von Jugendlichen, weil es dort häufig zu einer gefährlichen Zusammenballung von problembelasteten Kindern und Jugendlichen komme.

 (DR)

Pfeiffer forderte, Haupt- und Realschulen "nach dem Vorbild ostdeutscher Länder" zusammenzuführen oder Gemeinschaftsschulen für alle einzurichten. Gerade die Jungen an den Hauptschulen versuchten sich in ihrer "Macho-Kultur" gegenseitig zu übertrumpfen, sagte der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts in Hannover. Zudem seien sie durch brutale Computerspiele und Filme geprägt. Auch würden sie zu wenig Anerkennung erfahren und hätten kaum Perspektiven.

"Lust auf Leben"
Pfeiffer plädierte für die Einrichtung von Ganztagsschulen. Dort sollten die Nachmittagsangebote unter dem Motto "Lust auf Leben" stehen. Dazu sollten "möglichst viel Sport", Musik und soziales Lernen beitragen. Pfeiffer ist seit 1988 Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen und Professor für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Universität Hannover.

Immer weniger Schüler auf der Hauptschule
Immer weniger Schüler in Deutschland besuchen eine Hauptschule. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, werden im laufenden Schuljahr 953.000 Schüler an Hauptschulen unterrichtet. Damit sei seit dem Schuljahr 2001/2002 die Zahl der Hauptschüler um 14,4 Prozent gesunken. Sie machten derzeit zehn Prozent aller Schüler an allgemeinbildenden Schulen aus.

Der Anteil der Hauptschüler ist im Bundesvergleich sehr unterschiedlich. Nur ein Prozent der Schüler besucht in Ostdeutschland diese Schulart, wo es sie nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gibt. Die Spanne in den westlichen Bundesländern reicht von 0,3 Prozent im Saarland bis zu 14 Prozent in Baden-Württemberg und 18 Prozent in Bayern.

SPD in NRW will Gemeinschaftsschule
Die nordrhein-westfälische SPD will das dreigliedrige Schulsystem abschaffen und favorisiert die Gemeinschaftsschule. "Das Nebeneinander von Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen, Gymnasien und Gesamtschule hat sich überholt", sagte SPD-Landeschefin Hannelore Kraft am Montag in Düsseldorf. Dieses dreigliedrige Schulsystem sei ein "Auslaufmodell, weil es ungerecht und unfair ist".