Die Kirchen präsentieren sich gemeinsam auf der "didacta"

"Religion bildet"

Gut besucht sind in diesen Tagen die Kölner Messehallen zur größten europäischen Bildungsmesse "didacta". Während es draußen Bindfäden regnet, flanieren drinnen Lehrer und Erzieher - beladen mit Broschüren, bunten Jutetaschen und Werbegeschenken. Mitten in Halle 6 ist ein prominenter Messestand nicht zu übersehen. Unter dem Motto "Religion bildet" präsentieren sich hier bis Samstag die Kirchen zwischen Schulbuchverlagen und der nordrhein-westfälischen Landesvertretung.

 (DR)

"Mit unserem gemeinsamen Stand wollen wir zeigen, dass sich die Kirchen selbstbewusst in die Bildungsdiskussion einmischen", erklärt Christoph Westemeyer, der das Erzbistum Köln auf der Messe vertritt. Als Träger von Schulen, Kindergärten und Weiterbildungsinstituten verantworten und gestalten die Kirchen Bildung auch inhaltlich mit. Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz besuchen rund 368.200 Kinder und Jugendliche in Deutschland eine katholische Schule. Über 10.000 Kindergärten und Tagesstätten werden von der katholischen Kirche finanziert. Die evangelische Kirche weist rund 84.900 Jungen und Mädchen an ihren Schulen aus.

Der schulische Religionsunterricht ist als einziges Fach im Grundgesetz verankert. Eine solche Regelung gibt es nur in Deutschland. Dem Fach kommt dabei eine besondere Rolle zu, betont Edmund Hermwille, der die Abteilung für katholische Schulen in freier Trägerschaft im Erzbistum Paderborn leitet: "Religion ist Lebensbildung und damit grundlegend." Kaum ein Fach habe so viele Dimensionen: "Hier kommen Psychologie und Pädagogik, historische, künstlerische und literarische Aspekte zusammen."

Der Slogan "Religion bildet" bezieht sich aber nicht nur auf die inhaltliche Qualität des Unterrichts. Vielmehr ist er auch ein Appell an die Landesregierungen, das Fach nicht zu vernachlässigen. "Obwohl Schulen Religion als Pflichtfach anbieten müssen, werden in Nordrhein-Westfalen bei Lehrermangel zuerst hier Stunden gekürzt", kritisiert Hermwille.

Trotz des ökumenischen Messeauftritts von Bistümern und Landeskirchen und eines gemeinsamen Kirchencafes auf der
"didacta": Die Beratungsbereiche am Stand bleiben getrennt. Rote Leuchtstelen markieren die evangelische Ecke, in gelbes Licht getaucht beantworten auf der anderen Seite katholische Experten Fragen zu religiöser Bildung. "Wir wollen deutlich machen, dass wir zwar politisch an einem Strang ziehen, aber das Fach Religion konfessionell getrennt ist", erklärt Westemeyer.

Beim Tagesprogramm teilen sich dann wieder beide Seiten eine Bühne. In unterrichtspraktischen Veranstaltungen stellen sich etwa evangelische Gesamtschulen vor. Das Katholische Filmwerk spricht über digitale Medien im Religionsunterricht. Neue Medien spielen eine immer größere Rolle bei der Unterrichtsgestaltung.
Seit Juni 2006 gibt es das religionspädagogische Internetportal der katholischen Kirche "www.rpp-katholisch.de". Als Pendant zur evangelischen Internet-Plattform "www.rpi-virtuell.de" bietet die Website Ideen, Bilder, Texte und Videos für die religiöse Bildung in Kitas Schulen oder der Erwachsenenbildung.

Die Materialien stammen hauptsächlich aus den Schulabteilungen der Bistümer. Ziel sei es, den bundesweiten religionspädagogischen Austausch zu fördern, erklärt Bernd Trocholepczy, der das Internetprojekt leitet. "Bisher hat jeder so vor sich hin gearbeitet, das führen wir jetzt zusammen", sagt er zuversichtlich. Die steigenden Nutzerzahlen geben ihm recht.