Christen im Heiligen Land zwischen allen Fronten

Auswandern als einzige Chance auf Zukunft

Die Christen bilden im Heiligen Land eine Minderheit von etwas mehr als zwei Prozent. In Israel sind es von knapp sechs Millionen Bürgern etwa 170.000, die meisten von ihnen Araber. Im Westjordanland und den Palästinensergebieten sind 50.000 der 2,3 Millionen Menschen Christen. Immer mehr von ihnen verlassen das Heilige Land. weil sie zwischen den jüdisch-muslimischen Fronten stehen. Das trifft besonders die jungen Christen, die nach einer gesicherten Zukunft und Existenz suchen. Johannes Schröer hat mit Avi Primor, dem ehemaligen Botschafter Israels in Deutschland, über die Problematik gesprochen.

 (DR)

Alle christlichen Kirchen im Heiligen Land leiden unter einer zunehmenden Auswanderung. In der Region um Bethlehem, wo die Christen früher die Mehrheit bildeten, sind sie inzwischen zur Minderheit geworden. Ihr Anteil an der Bevölkerung sank etwa im enorm gewachsenen Jerusalem von rund 25 Prozent in den 20er Jahren auf heute unter zwei Prozent.

1847 wurde das Lateinische Patriarchat neu begründet. Das Patriarchat unterhält zahlreiche Schulen und Sozialeinrichtungen. Mit dem Schutz der Heiligen Stätten ist seit dem 13. Jahrhundert die "Kustodie" des Franziskaner-Ordens betraut. Die Besitzverhältnisse und Zuständigkeiten an den Heiligen Stätten von Jerusalem und Bethlehem sind seit 1852 zwischen den Kirchen durch einen "Status quo" geregelt.

Deutscher Verein vom Heiligen Lande
Der "Deutsche Verein vom Heiligen Lande" unterstützt die katholische Kirche im Heiligen Land. Der Verein setzt sich in Israel und Palästina für Kirchengemeinden und soziale Einrichtungen wie Schulen, Kinder- und Altenheime ein und fördert den Erhalt und die Restaurierung von Kirchen und Klöstern. Ihm gehören mehrere religiöse Stätten im Heiligen Land, so das Gebäude der Abtei Dormitio auf dem Jerusalemer Zionsberg und Tabgha am See Genezareth mit der Brotvermehrungskirche und dem vor wenigen Jahren neu errichteten Pilgerhaus. 2006 investierte der Verein etwa 950.000 Euro in seine Projekte.

Die Wurzeln des Heilig-Land-Vereins reichen ins Jahr 1855 zurück, als sich zwei Jerusalem-Pilger aus dem Rheinland für den Erhalt der christlichen Stätten und die christlichen Gemeinden engagieren wollten. Ihr "Verein vom Heiligen Grabe" erhielt nach dem Zusammenschluss mit dem Palästina-Verein 1885 seinen heutigen Namen. Derzeit zählt der Verein rund 13.000 Mitglieder.  Vorsitzender ist immer der Erzbischof von Köln, derzeit also Kardinal Joachim Meisner. Auch der Vereinssitz befindet sich in Köln.
Allgemein will der Heilig-Land-Verein ein friedliches
Zusammenleben zwischen Religionen und Kulturen im Ursprungsland des christlichen Glaubens unterstützen. Regelmäßige Pilgerfahrten sollen es vielen Gläubigen ermöglichen, die Heimat Jesu, die Heiligen Stätten und die dort lebenden Christen und ihre Situation kennenzulernen.