Kinderärzte unterstützen Forderung nach Kinderkrippen

Bild der heilen Familie oft falsch

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hat die Forderung von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) unterstützt, mehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren einzurichten. Konservative Politiker müssten endlich erkennen, dass ihr Bild von der heilen Familienwelt für etwa 25 Prozent aller Kinder in Deutschland nicht mehr zutreffe, heißt es in einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung. Diese Kinder brauchten die Hilfe des Staates durch eine frühe Betreuung in den entsprechenden Einrichtungen.

 (DR)

Auch für Kinder aus geordneten und sicheren Verhältnissen könne eine Frühförderung ihre kognitiven und kreativen Fähigkeiten verstärkt entwickeln und soziale Kompetenzen schulen, erklärte Verbandspräsident Wolfram Hartmann. Nach Ansicht der Mediziner führt eine frühe Betreuung von Kleinkindern außerhalb der Familie nicht unweigerlich zu seelischen Schäden und frühen Bindungsstörungen.

In der Eltern-Kind-Beziehung komme es nicht in erster Linie auf die Quantität der Beziehung, sondern auf die Qualität an, betonte Hartmann. Zwei Stunden mit einer ausgeglichenen Mutter oder einem ausgeglichenen Vater seien für ein Kind wertvoller als zwölf Stunden mit einem unausgeglichenen frustrierten Elternteil.

Mütter, die bewusst ihre Kinder zu Hause betreuen und fördern, sollen einen eigenen Rentenanspruch erwerben und steuerlich entlastet werden, fordern die Kinderärzte. Zugleich unterstützt der Berufsverband die Forderung der Politik, das letzte Jahr vor der Einschulung zum Pflichtjahr zu machen.